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"Wirtschaftsfaktor Behinderung"

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    "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

    Hallo zusammen,

    ich schmeisse mal diesen Begriff in die Runde, weil ich diesen Gedanken seit geraumer Zeit schon nachgehe, auch durch die aktuellen Diskussionen.

    Das Thema habe ich bewusst etwas "provokativ" formuliert, aber nicht "um jemanden zu ärgern" , sondern weil ich zur Diskussion "herausfordern" möchte.

    Einerseits bekommen wir ja immer wieder zu hören, wie "teuer" ein behinderter Mensch ist.
    Es werden die Sozialleistungen in den Raum geworfen, Heimunterbringungskosten, Pflegegeld usw. usw.


    Auf der anderen Seite stehen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (Pädagogen, Ärzte, Sanitätsgeschäfte, die "Reha-Technik" usw. usw.) , die durch die Arbeit mit behinderten Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen und das verdiente Geld ja auch wieder "unter's Volk" bringen.

    Kann man denn wirklich damit argumentieren, dass ein behinderter Mensch "der Gesellschaft wirtschaftlichen Schaden zufügt" und was passiert mit der Wirtschaft, wenn es keine behinderten Menschen mehr gibt?

    #2
    AW: "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

    Hallo Claudia,

    irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Menschen im Alter und Menschen mit Behinderung den drittgrößten Anteil bei den Arbeitgebern in Schweden ausmachen. Leider finde ich den Link nicht mehr.
    Obwohl Schweden ja in Bezug auf den Umgang mit behinderten Menschen etwas anders funktioniert als Deutschland, kann man doch das Ausmaß des für mich positiven "Wirtschaftsfaktors" erkennen.

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      #3
      AW: "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

      Hallo Claudia,
      in einer DS-Mailingliste wurde auf folgendes aufmerksam gemacht:
      http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/a...ash=ff9eb7e37e
      http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/a...ash=04f8509327
      http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/a...ash=2853651511

      Es geht hier um ein Forschungsprojekt, für das vom Bund sogar Gelder bewilligt wurden.

      Ein Zitat als Auszug, der mich schaudern und sehr nachdenklich werden lässt:
      "Im Netzwerk Mentale Retardierung (MRNET) kooperieren Humangenetik-Institute von sieben deutschen Universitäten mit weiteren wissenschaftlichen Partnern. Ihre Aktivitäten werden seit April 2008 vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert - zunächst für drei Jahre, mit 4 Millionen Euro.

      Warum diese Forschung notwendig sein soll, erläutert das MRNET auf seiner Website www.german-mrnet.de: "Mentale Retardierung (MR) betrifft etwa 2 Prozent der Bevölkerung und ist der bedeutendste einzelne Kostenfaktor im Gesundheitswesen."

      Abgesehen davon, dass ich nicht glauben kann, dass dies mit dem *grössten Kostenfaktor* stimmt, denn auch z.B. Krebserkrankungen sind häufig , therapie- und kosteninstensiv, oder Herz-Kreislauferkrankungen, was soll denn die Konsequenz sein, wenn man wirklich gemeinsame genetische Ursachen für geistige Behinderung findet, die man bisher nicht kennt? Noch *bessere* Pränataldiagnostik und Selektion durch Abtreibung, dann verpflichtend? Verbot von Genträgern sich fortzupflanzen? Zwangssterilisationen?

      Hatten wir alles schon einmal!

      Dazu auch ein sehr interessanter Blogeintrag, der es für mich auf den Punkt bringt:
      http://einbesondereskind.blogspot.com

      LG, amai (ich hatte auch überlegt, ob ich diesen Beitrag im Thread Spätabtreibung poste, hier passt er aber vielleicht besser)

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        #4
        AW: "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

        An der Stelle schon mal ein "Dankeschön", dass Ihr Euch auf diese Diskussion einlasst.
        Ich hatte schon so manches Mal den Verdacht, dass die "Kostenfrage" eine sehr bequeme Argumentationsgrundlage ist, um "dem Staat solche Kinder zu ersparen."

        "Ersparen" interpretiere ich in dem Zusammenhang durchaus doppeldeutig.
        Geht es tatsächlich um die Kostenersparnis (und dann möglicherweise auf Kosten von Tausenden von Arbeitsplätzen) oder geht es darum, "dem Staat" die Auseinandersetzung mit behinderten Mitmenschen zu ersparen?

        Danke auch für Deine Links, Amai. Ich speichere sie auch mal bei mir ab.

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          #5
          AW: "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

          Studie belegt Bedeutung der Sozialwirtschaft Bayern
          Umfang und wirtschaftliche Bedeutung

          [...] Die Sozialwirtschaft in Bayern beschäftigt mit 300.000 Personen mehr Menschen als das Kredit- und Versicherungsgewerbe oder die Automobilindustrie und ist damit ein lokaler Beschäftigungsmotor. [...] 50 Prozent der Ausgaben für Soziales fließen wieder an die öffentliche Hand zurück. [...]
          Die komplette Studie ist abrufbar über die Lebenshilfe Bayern

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            #6
            AW: "Wirtschaftsfaktor Behinderung"

            Danke für den interessanten Link, Inge!

            Spannend und interessant wäre noch die Frage: wieviel Rendite bringen Arbeitnehmer dem Staat, die auf dem "Behindertensektor" arbeiten?

            (Mein Arbeitsplatz wird z.B. ja auch durch in Not geratene Familien gesichert. Ich bekomme dafür Geld, das ich wiederum ausgebe und damit andere Arbeitsplätze sichere.)

            Ich halte es für überdenkenswert, mal die Öffentlichkeit/Gesellschaft drauf aufmerksam zu machen, dass behinderte Mitmenschen dem Steuerzahler/Staat nicht "nur Geld kosten", sondern für sichere Arbeitsplätze sorgen, um diesem "Totschlagargument: was kostet so ein behindertes Kind dem Staat eigentlich, wenn man es nicht abtreibt????" entgegenzuwirken.
            Vielmehr sollte es heissen: "Was bringt ein behinderter Mensch der Gesellschaft und dem Staat?" (Z.B. Entwicklung der eigenen sozialen Kompetenzen, wenn man vom Geld mal absieht).

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