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Forschungsprojekt "Schülerschaft"

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    Forschungsprojekt "Schülerschaft"

    Hallo zusammen,

    gestern wurden wir beim Elternabend informiert, dass die Schule, die unsere Pflegetochter besucht, an einem Forschungsprojekt "Schülerschaft mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung" teilnimmt.

    Soweit, so gut.

    Ich habe den Fragebogen hier zu hause - dieser Fragebogen ist für die Lehrer gedacht (in der Schule, die unsere Pflegetochter besucht, wird allerdings offen mit derartigen Dingen umgegangen) und die sollen sich u.a. zum "sozio-kulturellen" Hintergrund der Familie eines behinderten Kindes äussern.
    Sprich: die Lehrer sollen angeben, wieviel TV-Geräte im Haushalt sind, wieviele Geschwister das Kind hat, ob es ein eigenes Zimmer hat, ob die Familie PC's hat, wieviele Auto's die Familie usw. usw.



    Jetzt besucht unsere Pflegetochter ja eine Waldorf-Schule - da kommen die Lehrer auch nach Hause (was ich übrigens schön finde und auch geniesse, wenn man sich mal auf dem heimischen Sofa mit den Lehrkräften unterhalten kann) - andererseits frage ich mich

    1) was mit derartigen Fragen bezweckt werden soll und
    2) ob es die Lehrkräfte (für die eigens der Fragebogen entwickelt wurde) etwas angeht, wieviel TV-Geräte, PC's und Autos eine Familie hat?

    Für mich ist es kein Problem - wir sind sowieso eine transparente und "gut kontrollierte" Familie (als Pflegefamilie finde ich das auch berechtigt, wir stehen ja in der Rechenschaft und das ist auch gut so), aber mir kommt es so vor, als wolle man bei dieser Studie zusehen, möglichst viele "Schubladen" zu bedienen.

    Ich finde es ziemlich fragwürdig, geistige Behinderungen und "sozio-kulturelle" Hintergründe in einen Pott zu werfen.
    Was ich nämlich befürchte ist, dass sich so eine Umfrage z.B. negativ-klischeehaft auf Familien mit sozial schwachem Hintergrund auswirkt.

    #2
    AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

    Hallo Claudia,

    da das Umfeld von Kindern Einfluß auf ihre Entwicklung hat, gehören solche Frage halt dazu... Mich würde es eher wundern, wenn nicht auch nach sowas gefragt würde. Alles andere ist viel zu oberflächlich, um sich ein halbwegs richtiges, geschweigedenn wissenschaftlich verwertbares Bild machen zu können.

    Helmut

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      #3
      AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

      Als Ergänzung hier mal die Fragen, die u.a. gestellt werden und die -wie gesagt- von den Lehrkräften (!) beantwortet werden sollen:

      Frage:Wie ist die Situation in der Familie/Haushalt/Heim, in der das Kind derzeit wohnt?

      Antwortmöglichkeiten:

      Zahl der letzten Urlaube in den letzten 12 Monaten: 0 - 1 - 2 oder mehr.

      Anzahl der Autos: 0 - 1 - 2 oder mehr.

      Eigenes Zimmer? Ja / Nein


      Wieviele Computer sind in der Familie? 0 - 1 - 2 oder mehr.


      Mir persönlich kann es gleichgültig sein - bei uns geht "das Jugendamt" ein und aus....auch die Lehrer sind hier herzlichst willkommen.
      Aber ich frage mich, wie sich eine Familie fühlt, die eben nicht so transparent ist wie wir es (berechtigterweise) als Pflegefamilie sind.

      Ich ruf' da heute mal an, mich interessiert es nämlich sehr, auf was das hinauslaufen soll.

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        #4
        AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

        Hallo Claudia,
        ich würde nachhaken. Und ich würde den Bogen, was diese Fragen anbelangt nicht ausfüllen. Wenn da steht hat die Familie ein Auto, einen PC oder einen Fernseher, hört sich das für mich anders an, als WIEVIELE...............

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          #5
          AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

          UPS? Ich denke hier wird die Privatsphäre weit überschritten. Ich frage mich gersde, ob solche Fragen überhhaupt zulässig sind. Datenschutz?

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            #6
            AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

            Hallo Fine,

            der Fragebogen ist anonym - trotzdem muss ja ein Lehrer zwangsläufig mit der entsprechenden Familie in Kontakt treten, wenn er ebendiese Fragen beantwortet haben möchte.
            Und genau das geht nicht anonym.

            Ich bin auch sicher, dass nicht jede Familie eines geistig behinderten Kindes so ebenbürtig und positiv mit den jeweils zuständigen Pädagogen zusammenarbeiten kann, wie wir das tun können.
            In der Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften unserer Kleinen und uns steckt auch viel Engagement und offenes Denken seitens der Lehrkräfte - aber ich stelle in Frage, ob alle Lehrkräfte derart engagiert sind und auch "zwischen den Zeilen" etwas wahrnehmen (wollen!).
            Zuletzt geändert von **Claudia**; 27.01.2010, 07:44.

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              #7
              AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

              Ich weis nicht so recht, wie man die Entwicklung eines Kindes.. oder dessen Behinderung wissenschaftlich beurteilen soll, wenn man in die Beurteilung nicht auch einfließen läßt, in was für einem Umfeld es lebt. 2 Kinder mit der "gleichen" Behinderung entwickeln sich unterschiedlich, das eine wird zuhause ideal gefördert... das andere grob gesagt vor dem Fernseher geparkt... Sind die beiden nun unterschiedlich behindert, oder liegt es am unterschiedlichen Umgang ? Was wenn sich das vor dem Fernseher geparkte Kind besser entw. als das andere ?

              Wenn es in ein 4 Personenhaushalt 4 Fernseher und 3 Autos gibt, muß das sicher nicht heißen, das man die Kinder vor dem Fernseher parkt... Dennoch gibt es oft einen Zusammenhang zwischen Entwicklungsunterschieden, und den Umgebungen, in denen ein Kind aufwächst... da wird wohl nicht nur nach der Zahl der Autos und Fernsehern gefragt...

              Wenn Eltern mit der Beantwortung solcher Fragen solche Probleme haben, ist die Gefahr groß, das das ganze Projeckt eher in der Hose geht, als das was wissenschaftlich brauchbares dabei raus kommt.


              Nachtrag.... die privatsphäre ist dabei in der Regel dadurch gewahrt, das da keine Namen und Adressen, sondern nur Diagnosen und Co. erfaßt werden...

              Helmut

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                #8
                AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                Hallo Claudia,

                ich denke dass für eine wissenschaftliche Studie solche Angaben interessant sein können. Gerade um z.B. auch Vorurteile abzubauen.

                Allerdings bin ich der Meinung, dass das Vorgehen, dies den Lehrer zu fragen, eindeutig Grenzen überschreitet. Abgesehen davon, dass viele Lehrer von "normalen" Schulen dies wohl gar nicht wissen (müssen), sind diese wohl aus Datenschutzgründen gar nicht befugt, solche Informationen weiterzugeben. Und das ist auch gut so.

                Gruß
                Andreas
                www.intakt.info

                Freude ist ein tolles Motiv, um Menschen zu helfen. Mitleid nicht.

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                  #9
                  AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                  Hallo Andreas,

                  die Eltern müssen vorher schon eine Einverständniserklärung aufüllen.
                  Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch Eltern gibt, die sich in Zugzwang fühlen oder Angst haben "nein" zu sagen.

                  Da ich den Bogen vor mir liegen habe, kann ich nur meinen Eindruck schildern - und der ist, dass da eher Vourteile bestätigt werden.
                  Denn um Vorurteile abzubauen ist der Fragebogen m. E. viel zu undifferenziert.

                  Wie gesagt: mein persönlicher Eindruck - soll nicht allgemeingültig sein. Ich habe Bauschmerzen dabei (werde aber mitmachen, weil ich mit der Transparenz leben kann).


                  In der Einverständniserklärung ist der Fragebogen angeblich hier einzusehen:

                  http://sonderpaedagogik-g.uni-wuerzburg.de/fb/


                  Jetzt bin ich entweder zu "blond" oder zu verschlafen, um den Bogen auf dieser Seite einzusehen - denn der Bogen, den ich hier vor mir liegen habe, ist ein komplett anderer.
                  Die Seite, auf der man den Bogen angeblich "einsehen" kann, stellt sich sehr "harmlos" dar. Der Bogen selbst aber hat es "in sich".
                  Zuletzt geändert von **Claudia**; 27.01.2010, 07:59.

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                    #10
                    AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                    Hallo Helmut,
                    man kann Deiner Meinung nach herauslesen, ob ein Kind vor dem Fernseher parkt. Wenn man weiß wieviele Fernseher eine Familie hat? Hm. Und was liest man bei 3
                    Autos oder Null Autos heraus? Oder Null Urlaub oder 2 Urlaube? Eigentlich doch nur den Status oder?

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                      #11
                      AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                      Ich habe meinen vorherigen Beitrag noch um einen Link ergänzt .

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                        #12
                        AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                        Stimmt auch wieder Fine

                        dennoch gibt es immer mal wieder einen zusammenhang. Wie schon gesagt, wird da ja nicht nur nach sowas gefragt, und bei der Auswertung werden Antorten verschiedener Fragen verglichen.

                        Genau wie ein Lohnbuchhalter nicht blind glaubt, das jemand 26 Std. am Tag gearbeitet hat.... nur weil es auf dem Stundenzettel steht, gibt es auf bei solchen Fragebögen auch Möglichkeiten, die "Mogelein" aufdecken helfen. Hier gibt der Lehrer... der die Situation zuhause kennt.... den Eltern den Fragebogen, den er selbst ausfüllen soll... Besser kann man so eine wissenschaftliche Arbeit fast nicht gestalten.

                        Helmut

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                          #13
                          AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                          Ich hatte gestern noch ein Telefonat mit einem Mitarbeiter einer der Uni's, die diesen Fragebogen entwickelt hatten.
                          Passenderweise hatte ich gerade eine Sonderpädagogin hier zuhause, die das Telefonat dann mitbekommen hat.
                          Der Mitarbeiter konnte mir keine einzige Frage konkret beantworten.

                          Als ich ihm gefragt habe, ob ihm klar ist, dass mit diesem Fragebogen Lehrkräfte instrumentalisiert werden, Familien nach ganz intimen Dingen zu fragen, druckste er herum und meinte, dass man davon ausginge, die Lehrer wüssten über all das sowieso Bescheid (Big Brother is watching you???).

                          Ergänzend sagte er, man könnte ja die Einkommens- und Status'-Verhältnisse auch direkt abfragen, aber "weil das die WHO so gemacht hat, haben das die Uni's halt auch so gemacht".
                          Ausserdem fällt es den Kindern leichter "solche Fragen" zu beantworten.

                          Meine Frage: "Ach, können denn geistig behinderte Kinder die Anzahl der Autos, der Urlaube und der Fernseher so konkret benennen?"
                          Antwort: "Naja, da machen es ja die Lehrkräfte, aber die gesunden Kinder können das...."


                          Die SozPäd (mit jahrelanger Berufserfahrung), die anwesend war und ich haben Bauklötze gestaunt!

                          Er bot mir an, dass er mir nochmal eine Stellungnahme per Mail schickt - aus dem Grund maile ich ihn nochmal an.

                          Kommentar


                            #14
                            AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                            Hallo Claudia,
                            das mit der E-mail finde ich eine gute Idee. Aber dass man Kinder ausfragt, mit so einem Bogen, ist doch auch makaber. Oder?

                            Kommentar


                              #15
                              AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                              Zitat von **Claudia** Beitrag anzeigen

                              Meine Frage: "Ach, können denn geistig behinderte Kinder die Anzahl der Autos, der Urlaube und der Fernseher so konkret benennen?"
                              Antwort: "Naja, da machen es ja die Lehrkräfte, aber die gesunden Kinder können das...."


                              Die SozPäd (mit jahrelanger Berufserfahrung), die anwesend war und ich haben Bauklötze gestaunt!

                              Er bot mir an, dass er mir nochmal eine Stellungnahme per Mail schickt - aus dem Grund maile ich ihn nochmal an.

                              Hallo Claudia,

                              es gibt hier im Forum immer wieder Fragen von Eltern, die Hilfe zum Kauf eines Autos suchen. So wie du auf die Frage nach der Zahl der Autos reagiert hast... müßte man auf solche Fragen eine Antwort wie diese finden... : Was wollt ihr denn mit einem Auto... euer Kind kann doch sowieso nicht Zählen... kauft euch Bananen.. die kann man billiger Zählen ! Wie kommt man bei einer wissenschaftlichen Umfrage auf die Idee, das die Kinder die Autos zählen sollen... ?

                              Da die Lehrer von Waldorfschulen sowieso in die Familien kommen, kennen die deren Situation sowieso in groben Zügen. Da die Eltern vorher ihr Einverständnis unterschreiben müssen... und die Lehrer den Eltern die Fragebögen aushändigen, und nicht ohne wissen der Eltern ausfüllen... und die Daten dann ohne Namensangaben ausgewertet werden.... kann so ein Projeckt einfach gesagt fast nicht besser durchgeführt werden.

                              Helmut

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                                #16
                                AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                Zitat von Fine Beitrag anzeigen
                                Hallo Claudia,
                                das mit der E-mail finde ich eine gute Idee. Aber dass man Kinder ausfragt, mit so einem Bogen, ist doch auch makaber. Oder?
                                Hallo Fine,

                                dreh die Frage mal um, und stell dir vor das man seinen Kindern sagt, das sie in der Schule nicht darüber reden dürfen, was sie zuhause sehen u. erleben ! Das ist wesentlich makabrer, als wenn sich Lehrer von Kindern Dinge bestätigen lassen, die sie im Falle der Walldorfschule hier, von ihren Hausbesuchen im Grund sowieso wissen können. Oder... ob es Eltern gibt, die die Lehrer ihres Kindes in das Haus eines Bekannten einladen, damit die nicht erfahren wie es in der Familie tatsächlich zugeht ?

                                Oh.. sie haben 3 Autos... sagt der Lehrer beim angemeldeten Hausbesuch.. dann können sie ja gut was unternehmen. Nein sagt die Mutter mit ernster Mine, damit fahren wir nicht rum, damit übt unser Fritzken zählen...

                                Helmut

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                                  #17
                                  AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                  Zitat von Fine Beitrag anzeigen
                                  Hallo Claudia,
                                  das mit der E-mail finde ich eine gute Idee. Aber dass man Kinder ausfragt, mit so einem Bogen, ist doch auch makaber. Oder?
                                  Hallo Fine,

                                  bevor es zu Mißverständnissen kommt:
                                  als Eltern muss man schon damit einverstanden sein - aber: in dem Moment, in dem ich die Lehrer direkt oder indirekt instrumentalisiere, etwas so intimes wie Statussymbole herauszufinden, gibt es ja schon mal keinen Datenschutz mehr zwischen Eltern und Lehrer.

                                  Ich denke, dass ein derartiges Vertrauensverhältnis wie es zwischen den Lehrkräften unserer Kleinen und uns herrscht, nicht unbedingt die Regel ist und auch gar nicht die Regel sein kann - wir sind alle nur Menschen und zwischen Menschen "menschelt" es eben. Die Erfahrung haben wir ja auch schon gemacht.
                                  Wir arbeiten in dem Fall wunderbar zusammen - aber da stimmt einfach die Chemie. Nur kann man das nicht von jedem Lehrer und jeder Familie erwarten (dass die gegenseitige Chemie stimmt).

                                  Es gibt Familien, die die Lehrer "ätzend" finden und es gibt Lehrer, die die Familien "auf dem Kieker" haben. Heilige sind wir alle nicht.


                                  Wie gesagt:
                                  ich habe den Bogen für Lehrkräfte in der Hand. Für Eltern gibt es keinen.

                                  Wie soll da ein objektives Bild entstehen?
                                  Zuletzt geändert von **Claudia**; 28.01.2010, 14:53.

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                                    #18
                                    AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                    Hallo Claudia,

                                    um bei solchen Umfragen ein möglichst ojektives Bild zu bekommen, werden halt viele Fragen aus verschiedenen Bereichen gestellt. Manche Eltern machen bei sowas mit, und tragen um möglichst gut da zu stehen, geschönte Daten ein... andere um "ihren Wohlstand" zu verstecken schlechtere. Daher wiederholen sich bei solchen Umfragen oft einige Fragen mit kleinen Abweichungen in der Wortwahl. "Ehrliche Antworten" sind dann trotz anders formulierter Frage meist gleich... andere Antworten wechseln von Frage zu Frage, obwohl das "gleiche gefragt" wird.

                                    So ist es ohnehin schwer ein Objektives Bild zu bekommen. Wenn Lehrer u. Eltern so zusammenarbeiten wie an eurer Schule, sind das beste Voraussetzungen für ein Objektives Bild. Das Lehrer dafür instrumentalisiert werden.. oder sich lassen.. , kann man in dem Fall kaum sagen.

                                    Helmut

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                                      #19
                                      Es bewegt sich etwas

                                      Ich darf den Gedankenaustausch zwischen Herrn Christoph Ratz und mir hier einbringen, was ich sehr gerne mache.
                                      Anbei die Kopien unseres Mailaustausches, Herr Ratz weiss darüber Bescheid.

                                      Ich kann an der Stelle nur ermutigen:
                                      wenn Euch etwas "merkwürdig" vorkommt - immer nachhaken! Dialoge fördern die Klärung!

                                      Hier meine Mail von gestern:

                                      Sehr geehrter Herr Ratz,

                                      vielen Dank für den gestrigen Rückruf.
                                      Gerne nehme ich Ihr Angebot einer schriftlichen Stellungnahme im Bezug auf meine Fragen/Anmerkungen an.

                                      Die Fragen/Anmerkungen, die nicht nur mich bewegen, sind:

                                      - Was genau soll mit den Fragen nach dem sozialen Status einer Familie erreicht werden (im Zusammenhang mit den Leistungen in der Schule, die ein Schüler erbringt)?

                                      - Warum werden Lehrer durch diese Fragebögen direkt oder indirekt instrumentalisiert, eine Familie nach intimen Dingen zu fragen (Anzahl der Urlaube, Fernsehgeräte, Autos....)?

                                      - Inwieweit geht es Lehrkräfte überhaupt etwas an, welche Statussymbole eine Familie besitzt?

                                      - Inwieweit wird durch diese Fragebögen eine direkte oder indirekte Bestätigung des eigenen oder gesellschaftlich verbreiteten Schubladendenkens gesucht? (Z.B. Kinder von Hartz4-Familien besuchen häufiger Schulen für geistig behinderte Kinder als Kinder der "intellektuellen und sozialen Elite"?)


                                      Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antwort und verbleibe mit herzlichen Grüßen





                                      ----- Original Message -----
                                      From: Christoph Ratz
                                      To: 'Claudia Zwiener'
                                      Sent: Friday, January 29, 2010 1:11 PM
                                      Subject: SFGE-Fragebogen


                                      Sehr geehrte Frau Zwiener,



                                      ich danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse und werde mich bemühen, Ihre Fragen möglichst umfassend zu beantworten.



                                      Im Anhang finden Sie eine kurze Vorstellung des Projektes, mit der wir auch den Antrag auf Genehmigung beim Kultusministerium gestellt haben. Wir möchten mit dieser Studie die Situation in den Schulen des Förderschwerpunktes geistige Entwicklung aus der Perspektive der Lehrer genauer betrachten, und dazu ist es nötig, verschiedene Aspekte in den Blick zu nehmen (soziokulturelle Verhältnisse, Verhalten, schulische Kompetenzen usw.). Die Teilfrage der „soziokulturellen Verhältnisse“, die Sie ansprechen, haben wir in der Forschungsgruppe intensiv diskutiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, trotz möglicher Irritationen auf Seiten der Eltern, diese Fragen zu stellen. Diese Fragen sind einer weltweiten Studie der WHO entnommen, die ursprünglich den Kindern gestellt werden. Sie ergeben in der Summe einen Hinweis auf das sogenannte „soziale Kapital“. Wir haben die Fragen übernommen, nicht um Informationen über einzelne Familien „auszuspionieren“, sondern um einen wissenschaftlichen Vergleichspunkt insgesamt zu erhalten. Der Aspekt der soziokulturellen Verhältnisse scheint uns aus wissenschaftlicher Sicht auch mit Blick auf das Phänomen „geistiger Behinderung“ von Bedeutung. Daher der Versuch, dies auch in dieser Studie aufzunehmen. Entscheidend für die Studie ist dabei die bayernweite Perspektive und nicht die konkrete einzelne Familie.



                                      Ziel des Fragebogens bzw. der Studie ist es, belastungsfähige Aussagen zu erhalten mit Blick auf zukünftige Bildungs- und Schulentwicklungen. Wir gehen davon aus, dass die Informationen, die wir erheben, wichtig für alle Beteiligten am Bildungsprozess sind, also für Eltern, Lehrer, Schulleiter, Schulaufsicht und Politik.



                                      Wir haben uns lange damit beschäftigt, welche Fragen wir den Lehrern in dem Fragebogen stellen. Um dabei sowohl bei den Eltern als auch den Lehrern möglichst wenig Irritationen auszulösen, haben wir die Fragen, die wir stellen, im Sinne einer größtmöglichen Transparenz nicht nur ins Netz gestellt, sondern darüber hinaus auch in den Sekretariaten der Schulen auflegen lassen.



                                      Selbstverständlich ist es Ihnen als Eltern, wie auch den Lehrern und auch den Schulen insgesamt vollkommen frei gestellt, sich an der Befragung zu beteiligen, auch in Teilen. Wir gehen in den Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung davon aus, dass in der Regel ein großes Vertrauen zwischen Lehrern und Eltern besteht. Sollten Sie oder irgendjemand Anderes nicht wollen, dass Lehrer Infos über die Wohn- und Familiensituation weiter geben, dann teilen Sie dies den Lehrern mit. Bei einer Nichtteilnahme sind Nachteile vollkommen ausgeschlossen. Da wir nur den aktuellen Wissensstand der Lehrer erfragen, können wir eine Instrumentalisierung, so wie Sie sie befürchten, nicht erkennen.



                                      Eine Stigmatisierung einzelner Eltern aufgrund dieses Fragebogens halten wir für ausgeschlossen. Sämtliche personenbezogene Daten werden vollkommen anonymisiert an uns weiter gegeben, ein Vorgehen das auch von den Juristen des Kultusministeriums nach eingehender Prüfung so genehmigt wurde. Es geht uns nicht um das Bestätigen oder Nichtbestätigen von Vorurteilen. Dieses Forschungsvorhaben ist der Versuch, die aktuelle Situation an der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im Hinblick auf verschiedene Bereiche wissenschaftlich zu erfassen.



                                      Ich hoffe sehr, dass ich Ihre Fragen beantworten und Ihre Bedenken etwas zerstreuen konnte. Sollten von Ihrer Seite aus noch weitere Fragen bestehen, zögern Sie bitte nicht, sie an uns weiter zu geben! Uns liegt sehr daran, Ihr Interesse und Ihre Mitarbeit zu gewinnen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie unseren Gedankenaustausch auch in die Diskussion in INTAKT mit einbringen (an INTAKT engagiere ich mich übrigens auch seit Jahren).



                                      Mit freundlichen Grüßen, Ihr Christoph Ratz




                                      Und meine Antwort:

                                      Sehr geehrter Herr Ratz,

                                      vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
                                      Gerne bringe ich den Gedankenaustausch auch bei "Intakt" und in meiner eigenen Gruppe ein (auch in meiner "Bunten Runde" habe ich das Thema angesprochen).
                                      Da wir als Pflegefamilie eine berechtigterweise (!) "transparente" Familie sind, haben wir keine persönlichen Probleme mit den Fragen. Wohl aber haben wir jahrelange Erfahrungen mit pauschalisierendem "Schubladendenken" gemacht. Aus dieser Richtung berührte uns das Thema schon sehr.

                                      Ich wünsche Ihnen ein schönes und entspanntes Wochenende und verbleibe mit freundlichen Grüßen

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                                        #20
                                        AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                        Hallo Claudia,
                                        ich würde vermutlich allgemein antworten, so wie Helmut es bereits angeschnitten hat. Einfach weil mir diese Umfrage überhaupt nicht zusagt. Bedeutet: 1 Fernseher, 1 Auto.......

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                                          #21
                                          AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                          Hallo Fine,

                                          wenn man solche Fragen "nicht wahrheitsgemäß" beantworten will, sollte man es an die Fragen dran schreiben, oder sich von dem Projekt abmelden und das Einverständnis zurückziehen. Damit haben die Initiatoren sicher ein kleineres Problem, als wenn sie "sowas" hier lesen. Stell dir vor, das das Ergebnis der Umfrage als "Grundlage für die Gestaltung von Schule der Zukunft" dienen kann..... und stell dir vor das viele da "vorsätzlich andere Daten angeben". Wer sich am Ende wohl am lautesten über das Ergebnis einer so offen und ehrlich durchgeführten Umfrage aufregt ? ... Wie soll man eine belast = belegbare Umfrage gestalten, wenn so offen, ehrlich und anonymer Umgang damit solche Reaktionen auslößt ?

                                          Helmut
                                          Zuletzt geändert von HHelmutS; 29.01.2010, 15:05.

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                                            #22
                                            AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                            Hallo in die Diskussionsrunde,

                                            aus Interesse wollte ich den Fragebogen auch mal lesen, kriege es aber nicht hin, weil er passwortgeschützt ist. Könnt Ihrr den Fragebogen ganz normal lesen? Es kann nämlich gut sein, dass sich das Dokument nur meinem Bildschirmleseprogramm verweigert, das kommt bei geschützten PDF-Dokumenten schon öfters mal vor.

                                            Schöne Grüße aus dem seit Langem mal wieder winterlichen Hamburg

                                            Daniela

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                                              #23
                                              AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                              Hallo Daniela,

                                              da gehts dir nicht alleine so. Ich komme auch nicht heran. Warum es nicht geht, weiß ich auch nicht.

                                              L.G.
                                              kirsty

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                                                #24
                                                AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                                Hallo Helmut,
                                                mir ist ein solcher Fragebogen noch nie unter gekommen. Ich kenne aus meiner eigenen Schulzeit Fragebögen,hat das Kind ein eigenes Zimmer oder hat das Kind ein eigenes Bett? Da kann ich mir vorstellen, dass in gewissem Sinne etwas heraus gelesen werden kann, was das Kind für eine Psyche hat, ok. Alles andere was erfragt wird kann zwar auch ein Bild ergeben, aber auch eine Schublade öffnen. Aber Du hast Recht, für den Fall eines Falles sollte ich dann vielleicht die Antworten einschränken. Wie man nach solchen Bögen den Unterricht, bzw. eine Schule gestalten will, erschließt sich mir nicht. Bei uns hat sich an den Schulen glaube ich nix auf Grund solcher Bögen geändert, sondern es gibt verschiedene Projekte, die durch Problematik, LRS, Berufstätigkeit der Eltern oder auch Drogen entstanden sind. Was genau so ein Bogen für eine GB-Schule bewirken kann, da bin ich ahnungslos.

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                                                  #25
                                                  AW: Forschungsprojekt "Schülerschaft"

                                                  Hallo Fine,

                                                  die Umfrage wird..wurde nur in Bayern gemacht.. das steht da auf der HP. Da in Bayern sonderschulisch sowieso Sonderbedingungen herrschen, kann ich mir gut vorstellen, das man da mit der Auswertung solcher Daten was zu ändern versucht. Nach welcher Seite hin sich was ändert... bzw. sich nach Meinung der Veranstalter/ Verfasser, Auswerter u. Politiker was ändern kann oder soll.... darüber kann man ins besondere DA nur spekulieren.

                                                  Fakt ist, das Angaben über das Umfeld, die Familiensituation von behinderten Kindern, sehr wohl Einfluß auf die Entwickelung hat, und solche Daten daher, wie Andreas auch schon schrieb, für eine wissenschaftliche Auswertung durchaus eine Rolle spielen.

                                                  Die Lehrer alleine können nur angeben wie sich ein Kind bei welcher Förderung in der Schule wie entwickelt. Was Eltern mit den Kindern zuhause machen können die nur Raten. Da die Förderung zuhause aber einen mindestens genau so großen Einfluß auf die Entwicklung von Kindern hat, wie die Förderung in der Schule, sind Vergleiche zwischen dem Förderverhalten, den Föderungsbedingungen, und deren Nutzung, genau so wichtig für eine objektive Beurteilung der Aktuellen Bedingungen an Sonderschulen. Ich kann nur immer wieder sagen, das man so eine Umfrage kaum ehrlicher u.vor allem belegbar und Aussagefähiger machen kann als es da gedacht ist.

                                                  Helmut


                                                  PS... warum der Download des Fragebogens Passwortgeschützt ist erklärt sich durch die Reaktion auf gut nachvollziehbare Fragen eigentlich von selbst : Um "Manipulationen" von Teilnehmern zu verhindern.

                                                  Nachtrag :

                                                  Mit "Manipulationen von Teilnehmern" meine ich, das Teilnehmer z.B. durch Kritik an der Art der Fragen davon abgebracht werden, diese.. wie sie es sonst getan hätten, unbefangen zu beantworten.
                                                  Zuletzt geändert von HHelmutS; 29.01.2010, 21:40.

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