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Soziale Schwierigkeiten in der Schule

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    Soziale Schwierigkeiten in der Schule

    Hallo Miteinander,

    bei uns brennt grad n bissl die Hütte. Unser Sohn (8) geht in die 2. Klasse der örtlichen Regelgrundschule. Er hat eine einseitige Gehbehinderung, die den meisten Leuten auf den ersten Blick gar nicht auffällt. Trotzdem hindert diese ihn in gewissem Maße am Alltag genau so wie die gleichaltrigen teilzunehmen. z. B. ist ein Schwimmbadbesuch wegen der Orthese schwer zu managen, weil er ständig meine Hilfe zum Anziehen braucht. Er kann ohne Orthese nicht laufen. Er hatte in den letzten Sommerferien einen operativen Eingriff und an hatte an diesem lange zu knabbern, bis er nun endlich wieder frei gehen kann.
    Bis dahin waren die Freunde noch recht häufig da und er hat auch hin und wieder mal Einladungen zu Geburtstagen bekommen. Zwischenzeitlich hat sich das auf ein Null reduziert. Er selbst baut auch in den schulischen Leistungen stark ab und fühlt sich in der Schule total unwohl. Nach der Schule kommt er total geladen nach Hause und erzählt auch, dass in der Pause keiner mit ihm spielt. Er erzählt auch, dass ihn die anderen ärgern und ist grundsätzlich total schnell aus der Fassung zu bringen. Seine Lehrerin sagt, er kann sich nicht konzentrieren und macht überhaupt keine Fortschritte, im Vergleich zu anderen.
    Ich warte nur ab, bis die Diagnose ADHS kommt.
    Nun ich denke, da seine Behinderung relativ klein ist - man sieht es eben mit langen Hosen fast kaum - fühlt er sich auch nicht "behindert". Seine Schulkameraden nehmen ihn nicht als behindert wahr. Und resultierend bezieht er all seine "Mängel" auf sich. Ganz nach dem Motto: Ich kann nicht so schnell rennen, wie die anderen, also bin ich dumm. Ich befürchte auch, dass er glaubt er selbst habe Schuld an seiner Behinderung. Wir versuchen, ihn so zu behandeln, wie man jedes Kind behandelt. Normal. Hm, was ist denn normal. Ich weiß es nicht so recht.
    Er geht seit 4 Monaten zum Kung Fu und hat da letzte Woche auch die 1. Gürtelprüfung bestanden, das hat ihn nun schon sehr motiviert. Trotzdem ist das Problem hier im Ort und mit seinen Klassenkameraden ziemlich belastend. Er ist halt immer alleine.

    Manchmal denke ich, er müsste eine "richtige" Behinderung haben, damit er mehr Akzeptanz erfährt. Oder projezieren wir ungewollt unsere Sorgen auf ihn? Und er fühlt sich damit schuldig. "Ich mache Mama und Papa große Sorgen."

    Nun ja, lange Rede kurzer Sinn: Er hat einfach keine Freunde und leidet stark darunter. Ist sozial ziemlich schwach und total schnell aus der Ruhe zu bringen. Das eine bedingt das andere.

    ich werde zwar einen Termin mit unserem Hausarzt (auch Kinder- und Jugendpsychiater) ausmachen um mir professionelle Hilfe zu holen, vielleicht hat aber trotzdem jemand hier im Forum ähnliche Aufgaben zu bewältigen und kann uns in irgendeiner Form Rat geben.

    Wir wären sehr sehr dankbar.

    Liebe Grüße

    #2
    AW: Soziale Schwierigkeiten in der Schule

    Liebe Bianca,

    zuerst einmal vielen Dank für deinen recht offenen und ausfühlichen Erfahrungsbericht. Ich wünsche euch, dass es hier Ideen gibt, die euch weiter helfen. Es ist sicher nicht so einfach für euren Jungen sich durchzusetzen. Auf der anderen Seite müssen sich auch die Kinder, bzw. Mitschüler einfach anpassen. Vielleicht könnt ihr mal über den Elternbeirat oder auch Klassenlehrer auf die anderen Eltern zugehen und mal dezent auf die Situation hinweisen? Ein wenig Rückendeckung für euren Jungen wäre vielleicht nicht schlecht und auch verständlich. Wie auch immer, ich hoffe ihr findet eine gute Lösung und euer Junge wird wieder ein fröhliches Kind, das gerne zur Schule geht und seinen Weg schafft.

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      #3
      AW: Soziale Schwierigkeiten in der Schule

      Liebe Kirsten,

      danke für deine aufmunternden Worte.

      Der Kontakt mit den Lehrern ist schon immer recht aktiv. Leider läuft das meiner Meinung eher in eine Richtung, die mir nicht so gut gefällt: "Wer spielt denn heute in der Pause mit ..." Ist für unseren Sohn eher demütigend. Die Elternvertreter naja, oft wird dann eben der mit dem größten Mundwerk gewählt. Da muss nicht unbedingt gleich Qualität dahinter stecken. Trotzdem hast du uns Mut gemacht, mit den Eltern in Kontakt zu kommen. Nicht nur wir müssen uns anpassen. Da hast du Recht. Für die anderen Kinder bedeutet der Umgang mit einem behinderten Kind ja auch ein gewissen Erfahrungsschatz erreichen zu können. Er fühlt sich eben nicht "behindert". Aber es sollte doch auch thematisiert werden. z. B. wird das Wort "behindert" auch als schimpfwort benutzt. Da fängt es auch an problematisch zu werden. Liefert man dann neue VOrlagen für Verletzungen...

      Nun geben uns die Pfadfinder neuen Mut. Das finde ich erst mal auch aufbauend.

      Ja, ich hoffe auf Erfahrungen und Berichte. Vielleicht können auch Erwachsene mit Behinderungen von ähnlichen Problemen berichten.

      Danke allen, die antworten und austauschen.

      Bianca

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        #4
        AW: Soziale Schwierigkeiten in der Schule

        Liebe Bianca,

        gibt es an Euerer Schule einen Sozialarbeiter? Oder eine Lehrerin, der eine ähnliche Rolle übernimmt? In meiner Mittelschule hat die Sozialarbeiterin seit etwa einem Jahr eine ganz tolle Maßnahme in der
        7.Klasse durchgeführt, die in der 1.-4.Klasse in dieser Schule schon viele Jahre sehr erfolgreich läuft. Das ganze nennt sich "Spielstunde" und kommt auch bei den 7.Klässlern noch sehr gut an. Diese Spielstunde wird immer wechselnd von einer Gruppe von ca. 7-10 Kinder besucht, die zusammen soziale Spiele machen. Was für die Kinder im Spielerischen wirken soll, ist aber ernsthafte soziale Arbeit, die Kinder sollen soziale Verhaltensweisen miteinander einüben und sich gegenseitig auch in anderen Rollen erleben können. Das ausgegrenzte Kind gehört bei diesen Spielen ganz selbstverständ-lich ganz intensiv dazu und bekommt eine neue Chance in der Klasse. Bei meiner Tochter hat diese Spielstunde auch viele positive Impulse für die Klasse gebracht. Es ist jedenfalls 10mal besser, als das Problem mit den Kindern auf einer intellektuellen Ebene lösen zu wollen, denn da ist die Gefahr sehr groß, dass man die Stigmatisierung des ausgegrenzten Kindes eher noch verstärkt, wenn auch ungewollt. Ich kann gerne den Kontakt zur Sozialarbeiterin in meiner Schule vermitteln, die ist sicher gerne bereit, ihre Erfahrungen an andere Lehrer/Sozialarbeiter weiterzugeben.

        Christine
        christine-primbs@t-online.de

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