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Kurze Mittagspause

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    Kurze Mittagspause

    Kurze Mittagspause
    (oder eine kleine (fast-) Satire aufs ganz normale Leben)


    Heute habe ich in einem Bistro mein Mittagsmahl eingenommen. Zwei Damen mittleren Alters gesellten sich zu mir und alsbald fingen sie an, sich auszutauschen. Während ich meinen Gedanken nachhing, wie ich meinen heutigen Rosenmontag Abend verbringen könnte, redeten sie von Symptomen wie Burnout, ewiges Müde sein, keine Kraft mehr zum kämpfen, ewige Bürokratie, ausweglos. Ich dachte so bei mir, ja der moderne Kram. Irgendwann nimmt sich heute doch jeder Mal sein Burnout. Die beiden haben wohl die Krise, weil ihre wilden Zeiten nun mal in diesem Alter vorbei sind.

    Als ihre Speisen kamen, wurde es kurz ruhig an "meinem" Tisch. Ich musterte die beiden Frauen und fragte mich, was sie denn für Probleme in ihrem täglichen Alltag zu lösen hätten? Es sollte nicht lange dauern, als mir unbewusst klar wurde, dass sie nicht von irgendeinem Job redeten, sondern von ihrem ganz normalen Alltag zuhause.


    Ich versuchte mir vorzustellen, wenn mich heute Abend nicht meine Frau mit einem leckeren Käffchen und selbstgebackenen Kuchen begrüße würde. Wir beide später nicht eingekuschelt unter einer Decke die Prospekte vom Reisebüro durchblättern würden. Ich stellte mir weiter vor, sie wäre eine Frau die vorzeitig gealtert mit Sorgenfalten und sichtbar übermüdeten Augen nur ein kurzes rauhes "Hallo" hervorbringen würde, um sich dann wieder ihren Aktenbergen, bestehend aus Anträgen, Widerspruch, Nachweis, Bestätigungen, zuzuwenden. Ich statt mein Käffchen nach einem anstrengenden Tag zu genießen, ohne Pause meinen 35 jährigen Sohn zu einem Toilettengang auffordern müsste um dann festzustellen, dass schon wieder alles am unteren Hosenbeim heraus läuft. Also eine einstündige Badezimmer Session mit ihm, der sich heftig wiedersetzen würde, vor mir hätte.
    Ich konnte mir alles in meiner Phantasie ausmalen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mit den beiden Damen tauschen wollte und das jemals tun würde. Punkt!


    Ich fand einfach, dass ich meinem Alter entsprechend, das Recht auf Ruhe, Urlaub, Erholung und teilweiser Erfüllung meiner Träume hätte. Ich war dann auch mehr als froh, als die beiden Damen kurz nach der Einnahme ihrer Mahlzeit bezahlten und danach hektisch mit den Worten "die Pflicht ruft" mir freundlich zunickten und aus dem Bistro rauschten.


    Zurück blieb ich in schläfrigem Mittagsgefühl und ernüchternden Gedanken, dass ich meinem 35 jährigen Baby heute Abend endlich mal den Bart abrasieren müsste. Es war dann wie ein aus dem Traum aufwachen und froh sein, dass es auch nur einer gewesen war, als mich die freundliche, knackige süße kleine Bedienung fragte, ob ich noch einen Wunsch hätte? Ja den hatte ich. Nachhause und dann die nächste Reise mit meinem Schätzchen buchen. Vielleicht begleiten uns dieses Mal auch unsere Enkelkinder. Zwei süße Mäuse und genauso intelligent und hübsch wie ihre Mutter, die ganz nach mir, ihrem Vater kommt. Die Mäuse lieben wie ich das Fahrradfahren und Bergsteigen. Vielleicht ist dieses Mal auch eine Fahrt mit dem Kanu auf der Isar drin. Ach ja, das Leben ist schön!
    (c) Löwenkind
    Zuletzt geändert von Kirsten; 01.05.2015, 13:10. Grund: Auf Wunsch des Users einen Satz abgeändert.

    #2
    AW: Kurze Mittagspause

    danke für diesen Beitrag.....Bitte verzeih mir .....doch Burnout ist nicht witzig......jeder der das mal durch hatte( bei mir kam es bei der Pflege meines Vaters + 10 Stunden Arbeit) ich würde das hier nicht als neuzeitigen Quatsch abtun...früher haben sich die Mensch halt umgebracht....doch hat keiner Hinterfragt warum...man hat es hingenommen...nun spricht man sich aus.....

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