Ein kleines Blatt
Manchmal stelle ich mir vor, ich sei ein kleines Blatt.
Eines welches an einem kleinen Ast als einziges spross.
Rechts und Links ragen hohe alte knorrige Bäume in den Himmel
und lassen nur wenig Licht hindurch zu mir.
Ich spüre und fühle, wie meine Ränder anfangen braun zu werden.
Mir fehlen das Licht und die Wärme der Sonne.
Leichte kleine Risse an meiner dünnen und zarten Blattoberschicht
tun mir so weh - und doch kann ich nichts dagegen tun.
So sehr ich mich recke und strecke, ich scheine nur so hoch zu kommen
wie der Ast, an dem ich wachse.
Manchmal kommt ein Blatt vorbeigeflogen und heult schaurig im Wind.
Es jammert und trauert der Welt über mir hinterher.
Es erzählt von den Vögeln und Schmetterlingen, den Bienen und
den geflüsterten Erzählungen des Windes. Oh wie gern höre ich dann zu
und stelle mir vor, wie es da oben sein mag.
Dann versuche ich mich wieder ein wenig zu entfalten und strecke mich
aber nein, der Ast an dem ich wachse, lässt mir doch keine Freiheit.
Er schimpft dann mit mir und reißt an mir herum. Ich tanze,
drehe mich im Kreis, aber es geht nicht. Mir bleibt der Blick
nach oben und ich warte, denn eines Tages vielleicht,
wird der Ast unter mir wachsen und wachsen und wachsen
und wir werden hinauf streben und treiben und dann auch
oben in der Gemeinschaft ankommen und den Himmel sehen.
So werde ich warten und hoffen. Aber ich fühle zunehmende Kälte
vom Boden aufsteigen und irgendwie habe ich das Gefühl,
es werden auf einmal immer mehr Blätter, die von oben herunterfallen.
Der Waldboden liegt jetzt unter einem Teppich aus lauter bunten
und wunderschönen Blättern. Ich schaue nach oben und kann
plötzlich sogar den Himmel sehen. Zwischen lauter kahlen Ästen
tanzen lustige Sonnenstrahlen und sie kitzeln mich ein wenig.
Ich fange an zu lachen und ich strecke mich und recke mich
und mir wird so wohl und warm. Ich rufe ganz laut nach den anderen,
aber sie antworten mir nicht mehr. Sie sind ja nicht mehr da.
Ich werde warten, sie kommen bestimmt wieder. Mich erschauert
der Gedanke, ich wäre auch von oben hinunter gefallen.
Jetzt bin ich froh, dass mein Ast mich gehalten hat.
Aber wo ist mein Ast geblieben? Ich spüre, wie der Wind mich
ganz sachte aufwirbelt und ich nach oben schwebe. Immer im
Kreis herum und mir wird schon ganz schwindelig. Plötzlich sind wir
oben und über mir sind nur noch das Blau des Himmels und die Vögel,
die sich auch vom Wind treiben lassen. Ich genieße den Moment
und schließe mit mir und meinem Ast den Frieden, bevor ich mich
zu den anderen Blättern unten auf dem Waldboden niederlassen werde.
©Löwenkind
Manchmal stelle ich mir vor, ich sei ein kleines Blatt.
Eines welches an einem kleinen Ast als einziges spross.
Rechts und Links ragen hohe alte knorrige Bäume in den Himmel
und lassen nur wenig Licht hindurch zu mir.
Ich spüre und fühle, wie meine Ränder anfangen braun zu werden.
Mir fehlen das Licht und die Wärme der Sonne.
Leichte kleine Risse an meiner dünnen und zarten Blattoberschicht
tun mir so weh - und doch kann ich nichts dagegen tun.
So sehr ich mich recke und strecke, ich scheine nur so hoch zu kommen
wie der Ast, an dem ich wachse.
Manchmal kommt ein Blatt vorbeigeflogen und heult schaurig im Wind.
Es jammert und trauert der Welt über mir hinterher.
Es erzählt von den Vögeln und Schmetterlingen, den Bienen und
den geflüsterten Erzählungen des Windes. Oh wie gern höre ich dann zu
und stelle mir vor, wie es da oben sein mag.
Dann versuche ich mich wieder ein wenig zu entfalten und strecke mich
aber nein, der Ast an dem ich wachse, lässt mir doch keine Freiheit.
Er schimpft dann mit mir und reißt an mir herum. Ich tanze,
drehe mich im Kreis, aber es geht nicht. Mir bleibt der Blick
nach oben und ich warte, denn eines Tages vielleicht,
wird der Ast unter mir wachsen und wachsen und wachsen
und wir werden hinauf streben und treiben und dann auch
oben in der Gemeinschaft ankommen und den Himmel sehen.
So werde ich warten und hoffen. Aber ich fühle zunehmende Kälte
vom Boden aufsteigen und irgendwie habe ich das Gefühl,
es werden auf einmal immer mehr Blätter, die von oben herunterfallen.
Der Waldboden liegt jetzt unter einem Teppich aus lauter bunten
und wunderschönen Blättern. Ich schaue nach oben und kann
plötzlich sogar den Himmel sehen. Zwischen lauter kahlen Ästen
tanzen lustige Sonnenstrahlen und sie kitzeln mich ein wenig.
Ich fange an zu lachen und ich strecke mich und recke mich
und mir wird so wohl und warm. Ich rufe ganz laut nach den anderen,
aber sie antworten mir nicht mehr. Sie sind ja nicht mehr da.
Ich werde warten, sie kommen bestimmt wieder. Mich erschauert
der Gedanke, ich wäre auch von oben hinunter gefallen.
Jetzt bin ich froh, dass mein Ast mich gehalten hat.
Aber wo ist mein Ast geblieben? Ich spüre, wie der Wind mich
ganz sachte aufwirbelt und ich nach oben schwebe. Immer im
Kreis herum und mir wird schon ganz schwindelig. Plötzlich sind wir
oben und über mir sind nur noch das Blau des Himmels und die Vögel,
die sich auch vom Wind treiben lassen. Ich genieße den Moment
und schließe mit mir und meinem Ast den Frieden, bevor ich mich
zu den anderen Blättern unten auf dem Waldboden niederlassen werde.
©Löwenkind