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Verwahrung von Menschen mit Behinderung

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    Verwahrung von Menschen mit Behinderung

    Hallo zusammen,

    mich würde mal wieder etwas brennend heiß interessieren und bitte hier ganz herzlich um eure Mithilfe:

    Inklusion, Völkerrecht, Recht auf Freiheit, usw. werden als gegebene Rechte proklamiert. Persönliches Budget, ambulantes Wohnen als gegebene Wohnformen hingestellt. Arbeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt in Zukunft kein Problem mehr. Alle haben sich lieb, allen gehts gut. Wunderbar, da mach ich mit.

    Jetzt die Kehrseite der Durchsetzung der Rechte und es geht dabei um nichts weiter als ein Menschenleben, von dem jeder nur eines hat.

    Kann mir bitte hier jemand erklären, wie mit einer einzigen Nachtwache in Wohnheimen teilweise 24 Bewohner und mehr an der Zahl, gut und zuverlässig betreut werden können? Ich rede da von Bewohnern mit schwersten Behinderungen, die zum Großteil weder rufen oder auf sich aufmerksam machen können, nachts einnässen, Anfälle haben, versorgt und überwacht werden müssen, depressive Schlafstörungen haben, sich permanent die Köpfe an Bettseiten blutig schlagen, sich selbst stimmulieren durch beißen, schreien, usw. eben so die Eigenarten, die Betroffene mit sich bringen können. Wir Eltern wissen, wovon wir reden.

    Kann mir jemand erklären, warum diese Personengruppe mancherorts noch nicht einmal Zugang in eine Lebenshilfe Einrichtung finden kann, obwohl es Politiker gibt, die sich gerade damit brüsken, Mitglied derselben Vereinigung zu sein und was sie alles so tolles vollbringen, immer im Sinne der Menschen mit Behinderung?

    Ich bin momentan so fassungslos, wie man mit lebenden Menschen umgeht. Warum werden diese Menschen so vernachlässigt und unter unwürdigen Bedingungen, die ein nicht kalkulierbares Risiko mit sich bringen, stationär "versorgt"?

    Haben denn die ganzen Nichtfachleute, die sich politisch aber zu solchen erheben, immer noch nicht begriffen, dass ein Mensch mit schwerster Behinderung nicht immer nachts nur artig schläft? Diese Menschen brauchen intensive Betreuung, nicht weil ihnen langweilig ist, sondern weil sie auch ein Recht auf Leben haben. Hier schreit schon keiner mehr nach Leben in der Gesellschaft. Hier schreien Menschen um ihr Leben. Wie hoch ist die durchschnittliche Verweildauer von diesen Menschen in solchen Wohnheimen?

    Wie verächtlich ist so ein verantwortungsloses Handeln eigentlich, wenn es um Leben geht?

    Bitte traut euch was dazu zu schreiben. Wir brauchen Zahlen und Fakten nicht nur aus Bayern, sondern aus ganz Deutschland. Wir müssen auch anfangen zu kämpfen. Die Inklusion läuft mitten durch und wir bleiben zurück, verwahrt und aufbewahrt, bis zum vorzeitigen Ende. Sei es nur die Seele die zuerst stirbt und unsere Angehörigen mit gebrochenem Blick zurück lässt, oder sei es sogar ein z.B. ein durch Epilepsie hervorgerufener und mangels Personal tödlich ausgehender Anfall. Man kann auch in der Dusche bei einem Anfall ertrinken. Unsere Angehörigen können ab einem gewissen Moment nicht mehr für sich selbst entscheiden. Nämlich dann, wenn wir solche Unterbringungsformen weiter zulassen. Das ist Unrecht und zwar ein unterdrücktes und politisch gesteuertes Unrecht in einem so sozialen Land wie Deutschland. Ich weiß z.B. von einem Wohnheim, wo nach einem Brand bei dem es auch einen Toten gab, endlich eine zweite Nachtwache zum Tragen kam. Muss es erst so weit kommen? Sind unsere Angehörigen nicht mehr wert?

    Es werden doch gerade wieder Kränze hingelegt und man mahnt mit erhobenen Finger, dass niemals wieder in Deutschland so etwas passieren darf. Die Menschen von heute dürfen selbstverständlich nicht mehr schleichend mit Morphium und Luminal ruhig gestellt, bzw. sogar damit langsam vergiftet werden. Es ist davon auszugehen, dass man seinerzeit mit solchen Maßnahmen sicherlich auch mit nur einer Nachtwache ruhig und entspannt die Nacht verbringen konnte. Wir leben aber heute in einer anderen Zeit und vor allem in der Inklusion-Bewegung und da dürfen auch diese Menschen ihr Anrecht auf lebenswertes Leben.......................... bei Wunsch auch mittendrin, öffentlich einfordern, oder? Manchmal habe ich das Gefühl, Menschen mit schwerster Behinderung werden (nicht nur)von den Leistungserbringern als lebende Leichen angesehen, denen man nur 3 mal am Tag den Hintern abputzen muss, weil man ebenso oft den gleichen Pudding dreimal am Tag oben reinschiebt. Die brauchen auch keine Kopfschmerztabletten, weil sie ja sowieso nicht kauen können. Oder sie brauchen keine Ansprache, weil sie ja sowieso nicht laufen können, oder im Rollstuhl sitzen. Oder sie brauchen keine Zähne putzen, weil sie ja sowieso nur Pudding bekommen. Oder sie brauchen nicht mit dem Auto transportiert werden, weil sie ja sowieso nicht wissen, wie die Nachtigall singt.

    In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so gelitten, als beim hilflosen zusehen, wenn ein nicht sprechender Mensch mit einer schweren geistigen Behinderung herzzerreißend weint. Da hilft nichts weiter als Zuneigung, Ansprache und Zeit.
    Zuletzt geändert von Lazarus; 31.01.2013, 20:57.

    #2
    AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

    Hallo Lazarus,

    da uns zur Zeit ganz aktuell das Thema beschäftigt unsere erwachsene geistig behinderte Tochter (26) in einer Wohnstätte unterzubringen, bin ich auf der Suche nach Informationen unter anderem auch auf deinen Beitrag gestoßen. Es hat mich sehr berührt was du da geschrieben hast und auch sehr nachdenklich gemacht. Ich finde es wirklich toll wie du dich engagierst und ja wir Eltern wissen wovon wir reden. Auch die Politiker wissen ganz genau was abläuft, aber sie schauen absichtlich nicht hin, sondern schwingen nur ihre großen Reden. Ich bin genauso fassungslos wie du und finde auch, dass etwas getan werden muss. Ich finde es ebenso schmutzig wie du, was hier mit Menschen passiert. Jetzt kreisen meine Gedanken darum, ob es wirklich richtig ist, meine Tochter in so einer Wohnstätte unterzubringen. Im Sommer dieses Jahres starten wir erst mal nur einen Versuch für eine kurze Zeit (ca. 14 Tage). Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft. LG, Reh

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      #3
      AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

      Liebe Reh,

      meine obigen Zeilen mussten einfach mal raus. Vielen Dank auch für deine Gedanken. Auf der einen Seite nimmt man mit solchen Zeilen vielleicht anderen den Mut, auf der anderen Seite wird so viel für die fitten Menschen mit Behinderung getan und machen wir auf unsere Kinder aufmerksam, dann heißt es immer nur, heute hat man alle Rechte der Welt, macht mal..... Manchmal muss man aber mal über denTellerrand schauen und wie soll man etwas richtig beurteilen können, wenn man sich gar nicht erst intensiv mit den Gegebenheiten, wie sie Menschen mit einer schweren Behinderung heutzutage vorfinden, befasst? Gerade die in einem anderen Thread beschriebenen ganz speziellen Vertreter der Sonderpädagogen befassen sich auch nicht im geringsten mit den Problemen, die wir in und auch nach der Schule sogar verstärkt haben.

      Qualität und Anspruchsdenken, später ein vollwertiges Teil der Gesellschaft zu werden, ist das einzige was zählt. Und unsere Kinder haben nur ihr Leben. Ansprüche mögen sie insgeheim stellen, aber diese ihnen zusprechen, oder überhaupt erst zugestehen, tun ihnen noch nicht einmal die Fachleute. Die machen diesen teilweise erniedrigenden und unwürdigen Zustand in den Heimen mit hohen Hilfebedarf auch noch mit. Persönliches Budget hin oder her, klar haben wir jetzt das Recht, aber Augen auf, ein Mensch mit schwerster Behinderung und dazu geistig behindert............der bekommt es einfach nicht zugesprochen. Recht haben und bekommen, darüber scheiden sich hier die Geister. Wer sollte es uns verübeln, wenn auch wir aufstehen und den Mut aufbringen, mit den wahren Zuständen an die Öffentlichkeit zu gehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen?

      Warum übernehmen Einrichtungsleiter und Vorstände diese unhaltbaren Zustände hin, wenn die Leistungsträger die Daumenschrauben ansetzen? Was soll denn passieren? Die Menschen können und dürfen nicht mehr ausgegrenzt werden. Das haben wir schwarz auf weiß. Es gibt sie und niemand kann ihnen heute mehr das Leben und ihre Bedürfnisse in Frage stellen. Warum frage ich mich und alle anderen die hier mit lesen, warum lassen uns die Einrichtungsträger so im Stich?

      Fehlt ihnen der Mut? Was haben sie zu verlieren? Sind wir Eltern zu schwach? Wo ist die Lebenshilfe mit ihren Eltern? Steht sie hinter unseren Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung, oder lässt sie uns wie an manchen Orten schon geschehen im Stich?

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        #4
        AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

        Hallo Lazarus,

        vielen Dank für Deine Zeilen, die mir aus dem Herzen sprechen. Man kann es kaum besser auf den Punkt bringen, welche Misstände in unserem Lande herrschen.

        Es gibt eigentlich nur eine Antwort ... und die ist bitter und absurd ... es geht einzig und allein um das liebe Geld. Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen. In diesem Land ist Geld längst wichtiger geworden, als der Mensch.

        Und genau jene Menschen, die Du ansprichst in Deinem Text, jene, die sich nicht mitteilen können, weil sie dazu nicht in der Lage sind, werden viel häufiger "vernachlässigt" als Menschen, die sich mitteilen können. Die, die sich
        mitteilen können, fordern ihre Rechte ggf. ein. Das sind auch jene, die ihren Angehörigen von Missständen erzählen könnten. Und keiner will schlechte Publicity! Ein schlechter Ruf schadet dem Geschäft. Dem Geschäft mit kranken und hilflosen Menschen! Und es lässt sich gutes Geld damit verdienen! Kaum einer eröffnet ein solches Haus aus Nächstenliebe...es geht ums Geld verdienen!

        Jene, die sich nicht mitteilen können, können auch nichts erzählen... nichts von Vernachlässigung, nichts von groben Umgang.

        Es zerreist mir das Herz, wenn ich nur an solche Bilder denke, die ich soeben im Kopf habe.

        Inklusion? Ich sag Euch was ich dazu denke ... dies wird in unserem Land nicht umgesetzt. Davon werden wenn überhaupt nur sehr, sehr wenige Profitieren. Von denen wir hier gerade schreiben, wird keiner auch nur ein Fünkchen davon spüren... denn sagt mir einer ... wenn man jetzt schon nicht bereit ist, alles Notwendige für die heute bereits zu pflegenden oder zu betreuenden zu tun ... wer soll dann die Inklusion bezahlen?! Es klinkt schön ... und ich würde es mir für jeden nur wünschen ... aber es klinkt eben nur schön ... umgesetzt? In unserem Land, wo nur die Gier ums Geld herrscht? Niemals ........

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          #5
          AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

          Hallo Lazarus,

          vor ungefähr 10 Jahren habe ich einen aussichtslosen Kampf gegen eine Einrichtung geführt. Ich suchte verzweifelt nach Hilfe, und ich fand sie nirgends. Dann habe ich mich zurückgezogen und dieses Forum gefunden. Was ich damit sagen will? Es gibt viel zu viele Eltern, denen es egal ist, wie und unter welchen tatsächlichen Umständen ihr schwerst behindertes Kind untergebracht ist, solange es bevorzugt wird und sie sich auf diese Bevorzugung verlassen können. Eltern, die froh sind eine Einrichtung gefunden zu haben und ihr normales Leben ohne Behinderung leben können. Diese Eltern wird man sicherlich hier nicht finden.

          Und dann gibt es welche, die zufrieden sind. Deren Kinder haben aber eine Sprache und können sich äußern. - Das hat zum Beispiel meine Tochter nicht.

          Es gab Ende letztes Jahres eine große Tagung über neue Wohnformen, die es schon in D gibt. Diese beim Kostenträger durchzusetzen ist immens schwierig. Wer traut denn schon seinem schwerstbehinderten Kind zu zum Beispiel in einer WG (Wohngemeinschaft) mit etwa 6 Mitbewohnern zu leben? Dieses Wohnen interessiert mich für meine Tochter. Nur treibt mich eine Frage: Was ist, wenn ich nicht mehr bin? - Ich gehe davon aus, dass sie dann in so einem, von dir beschriebenen "modernen" Wohnheim wohnen wird: 24 behinderte Menschen, von denen der eine Teil Rentner ist und der andere Teil arbeitsunfähig.

          Meiner Tochter wird zwar zugetraut etwas mitzubekommen, ABER: sie wird nicht demgemäß behandelt. Was dadurch schon zerstört wurde, kann man sich denken. Ich habe zu oft mitbekommen, dass man uns nicht für "voll" nimmt, weil "ich könnte es ja so schön haben". Warum traut es keiner meiner Tochter zu, dass sie es auch schön haben möchte? Nicht in einem Heim abgeschoben?

          Inklusion ist doch auch, dass ein schwerst-behinderter Mensch, so wie andere gesunde Kinder, so lange bei seinen Eltern daheim wohnt, wie es möglich ist? Wenn gesunde erwachsene Menschen bei "Hotel Mama" wohnen, so lange es ihnen gefällt, ich finde, dass dies auch einem behinderten erwachsen gewordenen Menschen zusteht.

          Seit die Inklustion eingeführt ist, scheint es mir, häufen sich die Neubauten von (Alters-)-Wohn-heimen, die mehr einem Krankenhaus ähneln, als den früheren Wohngruppen, die ich kennengelernt habe.

          viele Grüße Micha

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            #6
            AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

            Hallo Anke,

            ja es zerreißt einem schier das Herz. Aber Fachleute haben ihre eigene Bezeichnung dafür. Emotionale Betroffenheit nennt man das. Was das am Ende damit zu tun hat, dass diese Menschen nicht ihren Ansprüchen gerecht untergebracht werden, dass ist hier die große Frage.
            LG
            Lazarus

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              #7
              AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

              Liebe Micha,

              wenn es kleine Wohngruppen bestehend aus "fitten" Rentnern und jungen Erwachsenen mit leichter, aber auch schwerer Behinderung geben würde, wäre das ja noch ein Traum. Aber man plant neue Wohnheime für die Rentner, Heime für die Schwerstbehinderten und der Rest geht in die Inklusion.............

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                #8
                AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                Hallo Lazarus,

                dann schau mal hier:
                http://www.intakt.info/forum/showthr...-Wohn(t)räume

                Es gibt schon Eltern, die sich für solche WG´s einsetzen.

                lg Micha

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                  #9
                  AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                  Liebe Micha,

                  ich habe mir das Ganze mal angeschaut und es hört und liest sich gut. Gibt es da schon Ergebnisse, oder auch Bestrebungen, dass da was in Gang kommt? Hat man sich da schon mit Trägern kurzgeschlossen?

                  Wie stehen denn die örtlichen Lebenshilfen zu solchen Projekten? Es würde mich wundern, wenn die laut "ja" schreien. Ich gewinne immer mehr das Gefühl, dass die nur noch auf Profit aus sind, aber nur in dem Sinn, dass die Gehälter stimmen und der Rest dann in die Fitten läuft, mit denen man dann Inklusion leben kann.

                  Gerne lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen, ich wäre froh, meine Lebenshilfe würde da mal was in der Richtung unternehmen.

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                    #10
                    AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                    Hallo Lazarus,

                    wenn du mal eine Weile hier im Forum bist, wirst du merken, dass sogar Politiker, die eigentlich Beauftragte für die Behinderten sind, diese Möglichkeiten boykottieren.

                    An dem Tag wurden 3 Modelle vorgestellt. Die eine war eine WG, die eine Schwester im Saarland gegründet hatte. Sie haben sogar ein Gästezimmer. Da es hier um eine GbR geht, könnten dort sogar Tiere gehalten werden. In Heimen ist Tierhaltung nicht möglich.

                    In Beitrag 19 hat Kirsten die links zu den Dokumentationen veröffentlicht. Dort kannst du die 3 vorgestellten Möglichkeiten nachlesen.

                    Viele Grüße Micha

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                      #11
                      AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                      Hallo Lazarus,

                      Zitat von Lazarus Beitrag anzeigen
                      Kann mir bitte hier jemand erklären, wie mit einer einzigen Nachtwache in Wohnheimen teilweise 24 Bewohner und mehr an der Zahl, gut und zuverlässig betreut werden können? Ich rede da von Bewohnern mit schwersten Behinderungen, . . .
                      Es gibt ein interessantes positives Gerichtsurteil, und ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickeln wird.

                      [...] Aufgrund ihrer Behinderung braucht sie unter anderem eine nächtliche Betreuung in Form eines dauerhaft zur Verfügung stehenden Ansprechpartners. Sie beantragte deshalb durch ihren Betreuer neben der Hilfe zur Pflege ergänzende Eingliederungshilfe für eine nächtliche Sitzwache. [...] Mit Beschluss vom 15.12.2011 hat das Sozialgericht den Sozialhilfeträger verpflichtet, eine Nachtwache zu finanzieren. Der Beschluss wird Mitte Januar rechtskräftig. [...]
                      Quelle und kompletter Text: SRIF

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                        #12
                        AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                        Hallo Micha,
                        Zitat von miau Beitrag anzeigen
                        wenn du mal eine Weile hier im Forum bist, wirst du merken, dass sogar Politiker, die eigentlich Beauftragte für die Behinderten sind, diese Möglichkeiten boykottieren.
                        ja, es ist bitter, wenn Eltern aktiv werden und statt Unterstützung nur bürokratische Hürden erleben.
                        Die Politiker reden schön und lassen sich dafür feiern, aber sie manipulieren die Meinung der Menschen, und bei den Entscheidungen handeln sie gegensätzlich. Ein entsprechendes Beispiel hat Myriam erwähnt im Beitrag Neues aus dem Bezirkstag. Wenn man über den Link, den ich im letzten Beitrag eingestellt habe, den offenen Brief von Inge liest, dann ist die Manipulation in Bezug auf die Mogelpackung Inklusion deutlich zu erkennen.
                        [...] dass Sie ambulant betreute Wohnformen wiederholt mit ideologischem Denken in Verbindung gebracht haben (siehe Main-Echo-Ausgaben vom 14.07.2011 und 21.12.2012), während Sie gleichzeitig Wohnheime für 24 Menschen mit Behinderung als „inklusive Einheiten“ bezeichnen (siehe Main-Echo vom 24.05.2012) und die Ausübung des „Rechtes auf Selbstbestimmung“ bisher ausschließlich im Zusammenhang mit dem Wohnen in einer Einrichtung erwähnen (siehe Main-Echo vom 21.12.2012). [...]
                        Die Einrichtungsträger präsentieren sich inklusionsfreundlich, aber die Eltern rennen gegen Gummiwände, wenn sie eine echte Inklusion für ALLE einfordern.


                        An dem Tag wurden 3 Modelle vorgestellt. Die eine war eine WG, die eine Schwester im Saarland gegründet hatte. Sie haben sogar ein Gästezimmer. Da es hier um eine GbR geht, könnten dort sogar Tiere gehalten werden. In Heimen ist Tierhaltung nicht möglich.
                        ja, und ich finde dieses Modell so genial. Aber niemand hat genug "Allerwertesten in der Hose", um sich endlich mal da heran zu wagen.

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                          #13
                          AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                          Hallo Micha,

                          vielen Dank für deinen Tipp. Eigentlich schaue ich hier im Forum immer wieder mal vorbei, also nicht so ganz neu. Die neuen Wohnmöglichkeiten, die angestrebt werden, sind mir auch teilweise bekannt. Ich weiß aber noch nicht so genau, wo ich jetzt mit meinem Kind bleiben kann. Ich befürchte auch, dass sich die Verhältnisse für Menschen mit hohem Hilfebedarf eher verschlechtern, als verbessern.

                          Wenn man sich hier im Forum umschaut, läuft es einem teilweise eiskalt den Rücken herunter. Manche merken hier gar nicht, wie sie sich in ihren Texten und ruf nach Rechten innerhalb der Inklusion, von uns Betroffenen mit schwerster Behinderung sichtbar abwenden.

                          Na ja, dafür bin ich auch ganz gerne mal hier, weil es hier immer wieder Nischen gibt, wo auch wir eine Antwort auf unseren Hilferuf bekommen. Woanders geht man gar nicht mehr auf unsere speziellen Bedürfnisse ein und man bekommt zwar gute Tipps nur so um die Ohren geschleudert, aber realistisch gesehen, müssten diese vermeintlichen "Kenner" der Szene, sich erst einmal mit unserem Alltag und Ansprüchen vertraut machen. Dann könnten sie, wenn sie es denn immer noch wollten, auch für uns mitsprechen.

                          Denn eigentlich müsste doch erst den am schwersten Betroffenen die neuen Wege der Inklusion freigeschaufelt werden. Aber die haben die meisten gar nicht auf ihrem Plan. Nach dem Motto: Erst komm ich - und für dich gibt es sicher auch eine Lösung.

                          Ich glaube auch, dass es genau aus diesem menschlichen Vorgehen heraus niemals eine richtig gelebte Inklusion mit ALLEN Betroffenen geben kann, liebe Micha.

                          Das ist für mich fast Fakt, wenn ich es mal so ausdrücken darf.

                          LG
                          Lazarus
                          Zuletzt geändert von Lazarus; 06.02.2013, 14:25. Grund: Bessere Formulierung.

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                            #14
                            AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                            Hallo Lazarus,

                            Zitat von Lazarus Beitrag anzeigen
                            Denn eigentlich müsste doch erst den am schwersten Betroffenen die neuen Wege der Inklusion freigeschaufelt werden.
                            Prof. Dörners Leitfaden lautet "vom Letzten her". Ich denke, das ist der einzige Ansatz, der wirklich Alle mitnehmen würde. Wenn die Bedingungen nämlich geeignet wären für Menschen, die am schwersten behindert sind, die ein äußerst herausforderndes Verhalten zeigen, und die am aufwändigsten zu betreuen sind... dann wären die Bedingungen auch für diejenigen geeignet, deren Inklusion jetzt so öffentlichkeitswirksam gefeiert wird.
                            Aber ich befürchte, dass sich die Entscheidungsträger in der Öffentlichkeit weiterhin schön freundlich und positiv äußern, und dass die bürokratischen Hürden still und heimlich immer höher geschraubt werden.

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                              #15
                              AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                              Hallo Zippe,

                              genau so denke ich auch. Und auf sämtlichen Veranstaltungen wird von den Fachleuten auch immer wieder darauf hingewiesen, dass Inklusion nur von ganz unten angefangenen, auch gelingen kann.

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                                #16
                                AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                Zitat von zippe Beitrag anzeigen
                                Wenn man über den Link, den ich im letzten Beitrag eingestellt habe, den offenen Brief von Inge liest, dann ist die Manipulation in Bezug auf die Mogelpackung Inklusion deutlich zu erkennen.
                                Hallo miteinander,

                                inklusive WGs werden zwar propagiert, aber der Aufbau von vielen Seiten hintenrum boykottiert (zumindest für Menschen mit schwersten Behinderungen). Da fällt mir schon wieder derjenige ein, der hier so oft negativ auffällt.
                                Als es vor einigen Jahren um die Durchsetzung des Rechtes auf einen zweiten Lebensbereich (externe Förderstätte) ging, da hat doch genau dieser Bezirkstagspolitiker die durch den Bezirk selbst unterzeichnete Zustimmung zum Förderstättenbesuch als (Zitat) „beachtenswert, aber rechtlich nicht bindend“ bezeichnet.
                                Ja, so kann man es auch machen: lobenswerte Konzepte beschließen, aber diese dann mit juristischen Finessen ad absurdum führen.

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                                  #17
                                  AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                  Hallo zusammen,

                                  und wieder gibt es eine neue Einrichtung, in der 46(!) Menschen mit hohem Hilfebedarf "gesammelt" werden. Wer kann so etwas überhaupt verantworten?

                                  [...] „Das Wohnpflegeheim St. Johanna entspricht in jedem Punkt den neuesten gesetzlichen Anforderungen und den aktuellen fachlichen Standards von Betreuung und Pflege“, bestätigt Beck. 46 Menschen mit geistiger Behinderung und hohem pflegerischen Unterstützungsbedarf werden in diesen Räumen leben.[...]
                                  mehr Infos bei St.Gallus-Hilfe

                                  Mich würde mal interessieren, wie es bei Euch aussieht.
                                  Wo stehen die Häuser (Industriegebiet, Wohngebiet, ...)
                                  Wie groß sind die Einrichtungen bei Euch? Also wie viele Menschen wohnen dort?
                                  Wie groß sind die einzelnen Gruppen?
                                  Wird nach Arbeitsfähigkeit (WfbM) und Arbeitsunfähigkeit getrennt?

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                                    #18
                                    AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                    Hallo zusammen,

                                    hat jemand von Euch die Sendung Frontal gesehen? Es ist unglaublich, dass die "Verschiebung" von jungen Menschen in Pflegeheime immer noch möglich ist.

                                    Es gibt auch ein Manuskript: Junge Behinderte – Abgeschoben ins Altersheim

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                                      #19
                                      AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                      und das hier trifft nicht nur auf Einrichtungen für demente Menschen zu, sondern auch auf Einrichtungen für Menschen mit Behinderung . . .

                                      Pillen statt Pflege

                                      aus der Sendung vom Donnerstag, 31.5.2012 | 22.00 Uhr | SWR Fernsehen

                                      Im Frühjahr hat das Bremer Zentrum für Sozialpolitik eine Studie veröffentlicht, die erschreckende Aussagen beinhaltet: Es geht um Pflegeeinrichtungen, in denen demente Personen betreut werden. Und es geht um die illegale Ruhigstellung dieser Dementen mit Psychopharmaka und Neuroleptika. 240.000 Demenzkranke werden laut dieser Studie in deutschen Pflegeheimen mit der „chemischen Keule“ sediert. [...]
                                      mehr Infos beim SWR

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                                        #20
                                        AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                        und hier kommt jetzt etwas, was einen eigentlich für die Zukunft beruhigen könnte, aber ist der Mensch nicht ein Mensch? Man kann vielleicht einer Gewalt vorbeugen und teure SchulungsMaßnahmen zur Verhütung solcher bereitstellen. Nur bitte wie soll ein "normaler" Mensch diesen Belastungen im Umgang mit den zu Betreuenden, permanent gewachsen sein? Gewalt die teilweise aus purer Verzweiflung durch dünne Personaldecken und fehlende Fachkräfte, reduzierte Stellenschlüssel, hohen Krankheits-Fehlzeiten, hervorgerufen wird. All diese Misstände können völlig überlastete Betreuer einfach "ausrasten" lasten. Es gibt sicher auch schwarze Schafe, aber man muss einfach auch auf die Bedingungen aufmerksam machen. Zu schnell ist ein Sündenbock gefunden. Es krankt im System und nicht am Mensch allein!
                                        Und wenn ein Praktikant, der gar nicht weiß, was alles so auf ihn zukommen kann, sich einem Dutzend schwerstmehrfachbehinderten Personen gegenübersieht und die in einer minutiös gestalteten und vorgegebenen Zeitvorgabe versorgen und betreuen muss? Wie soll das gehen? Solche Fragen stellt auch ein Herr Fussek immer wieder. Die Politik und die Leistungsträger wissen viele Antworten. Sie antworten nur nicht auf unsere Fragen!

                                        Aber immerhin ist man guten Willens und probiert es, denn es muss doch ohne Gewalt auch gehen! Nur wie, bitte? Wie?

                                        Diakonie Deutschland: Gewaltprävention - "Gewalt soll bei uns keine Chance haben"
                                        Zuletzt geändert von Lazarus; 08.10.2013, 11:34.

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                                          #21
                                          AW: Verwahrung von Menschen mit Behinderung

                                          Ach Lazarus,

                                          Zeit und Geld für schöne Programme und Worte haben die ALLE, aber die Bedingungen, unter denen die Bewohner versorgt werden müssen, sind miserabel und werden nicht besser. Nicht durch Prospekte, nicht durch Appelle, Gesetze oder mehr Kontrolle.
                                          Die Bedingungen würden m.E. nur besser werden, wenn es in den Einrichtungen mehr Personal geben würde, und wenn es nicht diese rigorose Ausgrenzung und Sortierung geben würde.

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                                            #22
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                                            Gewalt, Menschen-Würde, Bedingungen in der Pflege - es wird geredet, geredet, und was machen dann die Politiker? Sie schauen weg, wenn es Pflege-Zeit-Arbeiter gibt (Pfleger von Leiharbeitsfirmen), denn die gibt es auch schon.

                                            Es ist so ähnlich wie bei uns damals: es wird geredet, und wenn einer den Mund aufmacht, dann wird er alleine gelassen und bekämpft. So nach dem Motto: "Bloß kein Aufsehen herbei führen, denn bei uns läuft es gut. Wer weiß, wenn ich dem anderen helfe, ob ich dann nicht ähnlich dran bin wie er."

                                            Da nützen mir auch die Benotungen der Pflegeeinrichtungen wenig, denn was sagt schon eine Note über die reale Arbeit im Alltag aus?

                                            Hinzu kommt, dass die Betreuungszeiten von Leuten errechnet werden, die dieses Thema studiert haben, aber nie ein Praktikum in so einem Pflegealltag durchgeführt haben. "Schreibtischtäter", die von der Realität keine Ahnung haben. Menschen sind keine Maschinene, und selbst diese fallen bei Überbeanspruchung aus, müssen repariert werden.

                                            Anstatt den Blick aus das Negative zu richten, wäre es vielleicht sinnvoller sich das Positive anzuschauen, wie man sich die Pflege wünscht, und versuchen dies zu verwirklichen. Die Energie wäre dann sinnvoller eingesetzt.

                                            lg Micha

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                                              #23
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                                              Hallo Micha,
                                              Zitat von miau Beitrag anzeigen
                                              Da nützen mir auch die Benotungen der Pflegeeinrichtungen wenig, denn was sagt schon eine Note über die reale Arbeit im Alltag aus?
                                              Du hast Recht! Diese Noten sagen gar nichts aus, denn es gibt schon spezielle Software, um die Prüfungen zu beeinflussen.


                                              Anstatt den Blick aus das Negative zu richten, wäre es vielleicht sinnvoller sich das Positive anzuschauen, wie man sich die Pflege wünscht, und versuchen dies zu verwirklichen. Die Energie wäre dann sinnvoller eingesetzt.
                                              Ja, denn es gibt so viele gute Ideen und gut umgesetzte Projekte. Und es gibt viele Menschen, die es auch gerne realisieren würden.
                                              Das Hindernis liegt zum einen in der fehlenden Gewinnmaximierung, die etliche (meistens private Pflegeheimketten) anstreben.
                                              Oder es liegt an der Gleichgültigkeit der Entscheidungsträger und / oder an der fehlenden Unterstützung von Seiten der Politiker und der Verwaltung.

                                              In der letzten Woche war bei uns ein Artikel in der Zeitung, in der von Mitbestimmung beim Essen und der Freizeitgestaltung in einem Heim für Schwerstbehinderte die Rede war. Das ist Schönfärberei, wenn das Essen sowieso von außen angeliefert wird und durch die Massierung von Schwerstbehinderten eine echte Freizeitgestaltung gar nicht möglich ist.
                                              Die Mitbestimmung liegt vermutlich darin, dass die Bewohner sich entscheiden können, ob sie die angelieferten Mahlzeiten essen oder nicht. Und die Mitbestimmung bei der Freizeitgestaltung liegt vielleicht in der Auswahl des Fernsehprogramms.

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                                                #24
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                                                Deutschland sucht die Welt nach Pflegekräften ab:

                                                Beitrag aus "die Welt"

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