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    Wohnheim

    Hallo,

    wie schon in meinem Beitrag "Zimmerwahl Wohnheim" beschrieben ist meine 25-jährige Tochter nun in das neu gebaute Wohnheim umgezogen.
    Leider konnten wir bei der Zimmerwahl nichts erreichen, die Heimleitung blieb "hart" und die Entscheidung wer neben wem wohnt steht fest. Dazu sind aber inzwischen noch mehr Probleme gekommen, so wurde die alte Gruppe getrennt (4 Bewohner der alten Gruppe blieben zusammen) und innerhalb 1 Woche wurden 4 neue schwerst mehrfach behinderte Bewohner aufgenommen. Diese werden nun versorgt von 1 Fachkraft aus dem alten Heim und 1 neuen die alle 8 Gruppenbewohner erst einmal kennenlernen muss und keine Einarbeitungszeit hatte. Dazu kommen natürlich noch Hilfskräfte. Die Mitarbeiter tun ihr möglichstes, sind aber inzwischen am Ende ihrr Kräfte, Gespräche und die Bitte um mehr Personal für diese Gruppe mit nur ganz schwerbehinderten Bewohnern fruchten nicht. Vor einer Überlastungsanzeige beim Betriebsrat scheuen sie sich, zumindest trauen sich nicht alle diese zu stellen. Sie haben inzwischen resigniert und tun nur noch ihren Dienst. In Gesprächen wird mir von den Mitarbeitern gesagt, wir schaffen es gerade so, es darf nur kein Zwischenfall sein (Krankheit o.ä) dann können wir für nichts garantieren.
    Auf Rückfrage bei der Heimleitung wird dann von Startschwierigkeiten durch den Umzug geredet und die Mitarbeiter werden zu schnellerem Arbeiten (Sauber-und Sattpflege) angeleitet. Es wird alles beschönigt und mir wird immer weider erzählt wie wohl sich meine Tochter dort fühlt!!Diese Gruppe wird sogar von der Heimleitung als "Hammergruppe" beschrieben und es ist nur eine Frage der Zeit wann etws passiert.
    Wenn ich mich beschwere fällt alles auf die Mitarbeiter zurück die wirklich ihr möglichstes tun, es stimmt das ganze Konzept nicht.
    Ich habe täglich Angst und Magenschmerzen dass etwas passiert, gerade weil meine Tochter auch Anfälle hat und nachts nur 1 Nachtwache für 3 Stockwerke und für fast 50 Bewohner zuständig ist!
    Einen Heimbeirat gibt es wohl nicht, einen Angehörigenbeirat erst recht nicht.
    Es gibt jetzt eine letzte Hoffnung für uns,
    Im Januar habe ich einen Besichtigungstermin in einem Wohnheim ganz in meiner Nähe (Nachbarort).wo im Sommer aufgrund eines Neubaus Plätze frei werden. Die Warteliste dort ist aber groß und ich hoffe so sehr dass ich dort einen Platz bekomme. Leider vermute ich, dass meine Chancen nicht so gut sind weil wir ja bereits einen Platz haben und ich weiss nicht so richtig wie ich argumentieren soll. Ich will ja dort nicht nur über die Missstände im jetzigen Wohnheim sprechen, sonst denken die vielleicht mir kann man es nicht recht machen.
    Kann mir bitte jemand Tips geben wie ich am besten argumentiere, ich wünsche mir so sehr für meine Tochter und mich dass sie dort einen Platz bekommt weil sie ja dann auch noch mehr in meiner Nähe ist und ich im jetzigen Heim keine Verbesserung mehr sehe, es wird eher immer alles schlimmer und unpersönlicher.

    Liebe Grüße
    Xenia

    #2
    AW: Wohnheim

    Hallo Xenia, ich kann Deine Änste und Sorgen so gut nachempfinden und es ist schrecklich zu lesen, wie Du den Zustand im Heim beschreibst. Da blutet mir das Mutterherz!
    Aber das sind Zustände, wie es sie so oft gibt. Nur wird und kann das keiner zugeben. Hier geht es um Geld, was man immer weniger bereit ist,zu bezahlen.
    Und das ist ein Trend ...

    Ich würde auf keinen Fall negatives erzählen .... die haben dann Bedenken und Angst, dass Du denen dann auch einen negativen Ruf bescherst. Du möchtest Dein Kind gern näher bei Dir haben - und gut ist!

    Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, dass die Mitarbeiter dort alle ihre Klappen halten und dann lieber am Rand ihrer Kräfte arbeiten.

    Jeder der von derartigen Zuständen weiß und nichts sagt, macht sich für mich mit strafbar und schuldig. Schlimm, wenn dann erst etwas passieren muss!

    Aber auch das ist typisch in unserem Land ... schön die Schnau** halten, Hauptsache ich verliere meinen Job nicht. Sorry, da bekomme ich das große Kotzen!


    Ach, ich höre lieber auf, das ärgert mich so und macht mich unendlich traurig.

    Anke

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      #3
      AW: Wohnheim

      Hallo Xenia,

      wenn Du mit den Verantwortlichen der Einrichtung nicht weiterkommst, dann wende Dich möglichst bald an die Heimaufsicht, die für die Einrichtung Deiner Tochter zuständig ist und schildere die ganzen Probleme.
      Falls Du eine andere Einrichtung für Deine Tochter suchst, in welcher Region sollte das sein?

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        #4
        AW: Wohnheim

        Hallo zusammen,

        Xenia, es ist wirklich schlimm, wenn man kein Vertrauen zu den Menschen, die unsere Kinder betreuen, haben kann. Ich kann Dir auch nur raten, an die Heimaufsicht zu schreiben und am besten gleich eine Kopie des Briefes an deren Aufsicht zu schicken. In Bayern z.B. haben die Behörden vor Ort (Landratsamt oder Stadtverwaltungen) die Heimaufsicht in ihrer Region. Diese Behörden vor Ort werden dann von den Regierungen der einzelnen Bezirke überwacht. Wenn Du gleich beide Stellen anschreibst, ist der Druck zum Handeln für die zuständigen Leute gleich wesentlich größer.

        Anke, die Mitarbeiter schweigen ganz oft, weil sie nichts erreichen, außer sich selbst Probleme einzuhandeln. Und kaum jemand hat die Kraft, sich über Jahre so hartnäckig und mutig wie Brigitte Heinisch einzusetzen.

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          #5
          AW: Wohnheim

          Hallo Zippe,

          gibt es auch Informationen darüber, wie Frau Heinisch die Kosten für all die Gerichtsverhandlungen bezahlt hat und wie sie zu dem Geld gekommen ist? Hatte sie immer den gleichen Anwalt? Oder brauchte sie gar keinen?

          lg Micha

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            #6
            AW: Wohnheim

            Hallo Micha,

            obwohl ich ihr Buch gelesen habe, bin ich mir nicht mehr völlig sicher. Ich meine mich zu erinnern, sie hätte Unterstützung (auch finanzielle) durch Arbeitskollegen, Freunde und Verwandte und evtl. auch durch die Gewerkschaft bekommen. Aber diese Frau hat hier wirklich Vorbildfunktion.

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              #7
              AW: Wohnheim

              Hallo Zippe,

              dann war ihr das thema so wichtig, dass sie den Mut hatte um Geld zu bitten.

              Alle Achtung, Micha

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                #8
                AW: Wohnheim

                Hallo,

                wenn ich das so lese habe ich den Eindruck es ist überall gleich schlimm mit dem Pflegenotstand. Es ist doch zum Verzweifeln, wenn ich mich an die Heimaufsicht wende werden doch am Ende wieder die "bestraft" die eh schon an ihrer Belastungsgreneze arbeiten, denn lt. Heimleitung arbeiten die ja einfach zu langsam und sind selbst schuld wenn sie nicht fertig werden oder etwas passiert.
                Mein Vertrauen in diese Einrichtung, vorallem jetzt nach dem Umzug und der neuen Gruppeneinteilung ist zerstört, auch in den letzten Jahren gab es immer wieder Vorfälle wie z. B. meine Tochter fiel aus dem Bett, Medikamente wurden falsch gegeben usw.. so dass ich inzwischen an einen Heimwechsel denke.
                Es ist kein leichter Schritt für mich, meine Tochter kennt die Betreuer vom jetzigen Heim und diese kenne sie, außerdem tut sich oft schwer in einer neuen Umgebung, aber in dieser Gruppe habe ich einfach kein gutes Gefühl mehr und möchte sie gar nicht mehr dort lassen. Aber zuhause behalten kann ich sie auch nicht weil ich einen Ganztagsjob habe.

                Jetzt hoffe ich so sehr dass es evtl. mit der neuen Einrichtung klappt die ich mir demnächst anschauen werde, aber die Wartelisten sind lang und ich weiss ja nicht einmal ob das Amt "mitspielt" und uns, vorausgesetzt wir würden einen Platz bekommen den Wechsel genehmigt. Dieses Heim wäre wie gesagt im Nachbarort so dass ich immer schnell mal dort vorbei könnte.

                Ich bin einfach so hin und hegerissen, einerseits will ich meiner Tochter die Veränderung ersparen, aber andererseits kann und will ich sie nicht in dieser jetzigen Gruppe lassen und ich sehe keine Chance dass sich dort etwas ändert oder die Heimleitung mit sich reden lässt.
                Dabei hatten wir uns so auf das neue Heim gefreut, jeder Bewohner hat sein eingenes Zimmer (früher war meine Tochter in einem Mehrbettzimmer), alles ist neu, ein toller Förderbereich gehört dazu, aber das ganze Haus ist kalt und unpersönlich, eher wie in Krankenhaus, es hat nichts mehr mit einem HEIM zu tun. Die Nachtwache, welche bisher ca. 30 Bewohner versorgen musste muss jetzt nach ca. 50 Bewohnern schauen. Ich darf gar nicht daran denken was passiert wenn meine Tochter nachts erbricht, bereits schon einmal lag sie deshalb mit einer schweren Aspirationspneumonie auf der Intensivstation weil sie so spät gefunden wurde.
                Gibt es denn irgendwo eine Vorschrift wie viele Nachtwachen z. B. für eine bestimmte Abzahl Bewohner da sein müssen?

                Xenia

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                  #9
                  AW: Wohnheim

                  Hallo Xenia,

                  Zitat von Xenia Beitrag anzeigen
                  Es ist doch zum Verzweifeln, wenn ich mich an die Heimaufsicht wende werden doch am Ende wieder die "bestraft" die eh schon an ihrer Belastungsgreneze arbeiten, denn lt. Heimleitung arbeiten die ja einfach zu langsam und sind selbst schuld wenn sie nicht fertig werden oder etwas passiert.
                  wenn solche Bedingungen nicht beim Namen genannt werden und sie nicht bei den zuständigen Stellen anprangert werden, bedeutet das, dass die betroffenen Menschen sich damit abgefunden haben. Also wird sich nichts zum Positiven ändern. Ich sehe da eher das Risiko, dass die Bedingungen schlechter werden, weil die Angehörigen sie zu akzeptieren scheinen.
                  Dass die Mitarbeiter zu langsam arbeiten, kann ich mir kaum vorstellen, denn dann wären sie nicht am Ende ihrer Kräfte. Und wenn die Mitarbeiter sich nicht getrauen, selbst etwas gegen die Arbeitsüberlastung zu unternehmen, wäre das auch für diese vermutlich die einzige Möglichkeit, dass sich für deren Arbeitsbedingungen endlich etwas ändert.


                  Mein Vertrauen in diese Einrichtung, vorallem jetzt nach dem Umzug und der neuen Gruppeneinteilung ist zerstört, auch in den letzten Jahren gab es immer wieder Vorfälle wie z. B. meine Tochter fiel aus dem Bett, Medikamente wurden falsch gegeben usw.. so dass ich inzwischen an einen Heimwechsel denke.
                  Vertrauen ist das Wichtigste überhaupt, damit wir unsere Kinder loslassen können. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du da keine Ruhe mehr hast

                  Gibt es denn irgendwo eine Vorschrift wie viele Nachtwachen z. B. für eine bestimmte Abzahl Bewohner da sein müssen?
                  das sind Dinge, die eine Heimaufsicht weiß und auch überprüfen könnte und müsste.
                  Liebe Xenia, Du kannst eigentlich nichts verlieren, wenn Du mit der Heimaufsicht sprichst. Nimm Dir eine Vertrauensperson mit und bitte dort um absolute Vertraulichkeit der Einrichtung gegenüber. Ich wünsch Dir ganz viel Zuversicht und Mut

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                    #10
                    AW: Wohnheim

                    Hallo Xenia,

                    inzwischen habe ich so oft an Euch denken müssen, dass ich mich jetzt doch getraue nachzufragen, wie es Euch inzwischen geht.
                    Ich hoffe sehr, Du konntest eine Besserung für Deine Tochter und somit auch für Dich selbst erreichen?

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                      #11
                      AW: Wohnheim

                      Hallo,

                      ich will kurz berichten wie es uns ergangen ist in den letzten Wochen. Meine Tochter ist immer noch in ihrem jetzigen Wohnheim und es hat sich nicht viel gebessert. Es wird sich auch zukünftig wohl nichts ändern, denn Fakt ist, dass die Gruppenzusammensetzung bleibt wie sie jetzt, d. h. es leben nur schwerstbehinderte Bewohner in der Gruppe. Im Gegensatz zu früher wo die Gruppe gemischt war. Es gibt im Wohnheim Gruppen mit nicht so pflegeintensiven, bzw. eher geistig behinderten Bewohnern, die haben denselben Personalschlüssel wie die Gruppen mit den schwer Pflegebedürftigen.
                      Die Mitarbeiter versuchen allen so gut wie möglich gerecht zu werden, was aber gar nicht zu schaffen ist und die Motivation nimmt dadurch ab. Ich verstehe nicht, wie man eine solche Gruppenzusammenstellung machen kann, dies ist doch weder für die Bewohner noch für die Mitarbeiter gut. So ist es aber wahrscheinlich leider in vielen Behinderten und auch Altenheimen. Dazu kommt noch, dass das Wohnheim eine Krankenhausatmosphäre ausstrahlt und nichts mehr mit einem "Heim" bzw. nichts gemütliches mehr hat.(Das ist mein Empfinden).
                      Aber wir haben gute Chancen einen Platz in einer wohnortnahen Einrichtung zu bekommen, wir haben uns die Einrichtung angesehen und haben regelmässigen Kontakt. Diese Wohngruppe hat uns sofort gefallen, wir hatten das Gefühl, dass es sich dort wirklich noch um ein "(DA)Heim" handelt wo man sich wohlfühlen kann. Die Gruppen sind gemischt, die Zimmer liebevoll und individuell eingerichtet und vorallem ist es in unserem Nachbarort, d. h. die Möglichkeit schnell vor Ort zu sein oder öfters vorbeizuschauen und meine Tochter besuchen zu können ist ein großer Vorteil. Wir sind also sehr zuversichtlich und werden spätestens im März erfahren ob wir definitiv einen Platz dort bekommen, aber wie gesagt, die Chancen stehen sehr gut! Ich denke, das ist die richtige Entscheidung, schon aufgrund der wohnortnähe, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einfach wichtig ist immer wieder vor Ort und präsent zu sein.

                      Liebe Grüße
                      Xenia

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                        #12
                        AW: Wohnheim

                        Liebe Xenia,

                        beim Lesen deiner Zeilen frage ich mich, warum der Personalschlüssel dergleiche ist? Kann es sein, dass man davon ausgeht, dass Schwerstpflegebedürftige pflegeleichter sind, weil sie einfach sicher, sauber und manchmal im Bett liegend, oder Rolli sitzend, leichter mal abgestellt werden können?
                        Mag das der Grund sein, warum alte pflegebedürftige, sowie schwer geistig behinderte Menschen nach ein paar Monaten Verweildauer in einen Stumpfsinn verfallen? Wenn die Seele keine Hoffnung mehr hat, schaltet der menschliche Geist einfach ab.
                        Und wer trägt die Verantwortung dafür? Wer kann mit diesem Gewissen leben? Die Politiker, oder die Gesellschaft, die Träger der Einrichtungen, oder das Personal, oder aber wir Eltern und Betreuer die alleine stehengelassen werden und ihre meist einsamen Hilferufe niedergeschmettert werden?
                        Es ist einfach nur schäbig und unmenschlich und im Tierbereich würde man sagen, es ist keine artgerechte Haltung. Aber da ist die Gesellschaft schon sehr wachsam und nimmt Anteil an dem Leid der Tiere.Da langt ein Bild und alle stehen auf.

                        Wie hoch war noch mal die durchschnittliche Verweildauer eines schwerstpflegebedürftigen in einem Wohnheim? Da gib es Statistiken und die sind beim Errechnen des Platzbedarfs bestimmt mit einkalkuliert.
                        Was hätten die großen Verbände als Versorger der alten und behinderten Menschen für eine Macht, würden sie zusammen und nicht teilweise sogar gegeneinander arbeiten. Aber die tun sicher nicht nur aus Nächstenliebe ihre Dienste anbieten. So war es früher mal, als die Nonnen und Mönche unentgeltlich ihre Dienste verrichteten, aber heute gehts es nur ums Geld. So wie Anke es in ihrem Bericht auch beschrieben hat. Der es am billigsten anbietet, bekommt den Zuschlag und damit die Chance mit innerbetrieblicher Kalkulation seinen Bereich am Laufen zu halten, ohne dass die Heimaufsicht anfängt zu meckern. Tut sie dies ist der Einrichtungsträger in Zugzwang und woher soll er das Geld für Verbesserungen nehmen, wenn von staatlicher Seite nichts kommt? Logisch, er kürzt das Personal, wie sonst sollte es gehen? Und da wären wir wieder bei denen, um die es geht, nämlich die betroffenen Bewohner. An die denkt dabei niemand. Die haben da schon längst verloren und werden zu einer Sache um die es geht.
                        Zuletzt geändert von Lazarus; 02.02.2013, 11:06.

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                          #13
                          AW: Wohnheim

                          Hallo miteinander,

                          auch mich treibt eine ganz große aktuelle Frage herum. Mein Kind hat eine schwere therapieresistente Epilepsie. Wenn er krampft und wir haben heute wieder so einen Anfall hinter uns, dann dauert es sehr lange, bis er sich wieder beruhigt hat. Wir Eltern und natürlich unser Kind sind nach so einem Anfall völlig fertig. Denn unser Kind schlägt sich mit der Faust, gegen den Kopf und seinen Zeigefinger wie einen Nagel in den Boden. Wir müssen zusehen und die Tränen haben freien Lauf, aber nach Innen, denn sonst wird es noch schlimmer.

                          Wenn ich mich öffne und es anderen erzähle, dann können sie es sich gar nicht so vorstellen, oder man sagt mir, wie hier im Forum schon mal geschehen, dass ich mir Hilfe suchen soll und es sich schon depressiv anhört. Und was haben wir für Aussichten? Findet ihr, dass unser Kind in einem Wohnheim sicher betreut aufgehoben wäre? Auch unter Abstrichen die ja noch zu tolerieren wären und die guten Ratschläge, dass es ihm da besser geht und alle Eltern hinterher froh sind, diesen Schritt getan zu haben?

                          Aber wo ich auch anfrage, 24 Leute und mehr und 1 Nachtwache? Wie soll das in einem Anfall bewältigt werden? Ich weiß ja aus eigener Begleitung seit vielen Jahren, wie viel Zeit und Kraft notwendig sind, 30, 40 und mehr lange Minuten und die Nachphase mit sich selbst schlagen, hinter sich zu bringen. Stellte ich mir vor, noch für weitere 23 Menschen in diesem Moment zuständig zu sein, ich würde verzweifeln und mit solch einer Verantwortung wollte ich niemals konfrontiert sein. Es ist doch kein Wunder, dass es immer weniger Menschen gibt, die sich dieser Verantwortung stellen.
                          Manch einer der Fachleute (ich meine Politiker und Verwaltung) würde anders denken, wäre er in solchen Momenten in so einer betroffenen Familie. Er würde sich sichtbar schämen und an sein Gewissen appellieren. Andererseits gehen die Fachleute ganz anders mit ihren Schützlingen um. Da ist der Anfall eine Begleiterscheinung und stirbt der Betroffene, dann war es eben so weit, weil das immer mal so kommt. Und schon wieder wird ein Platz frei. Emotionen fehl am Platz, es ist Tagesgeschäft.

                          Ich selbst muss mich jetzt erst mal um Schadensbegrenzung bei meinem Kind und auch bei uns wieder kümmern.
                          Das Leben geht nach einem überstandenem Anfall für uns wie immer erst mal wieder weiter.

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                            #14
                            AW: Wohnheim

                            Hallo Löwenkind,
                            Zitat von Löwenkind Beitrag anzeigen
                            Aber wo ich auch anfrage, 24 Leute und mehr und 1 Nachtwache?
                            wenn ich überlege, dass wir uns in schwierigen Zeit nachts manchmal zu zweit abwechseln, um unser "Kind" betreuen zu können, dann ist dieses Handeln einfach nur verantwortunglos.

                            Manch einer der Fachleute (ich meine Politiker und Verwaltung) würde anders denken, wäre er in solchen Momenten in so einer betroffenen Familie. Er würde sich sichtbar schämen und an sein Gewissen appellieren.
                            sorry, aber vergiss das. Deren Gewissen ist rein, weil sie es ganz bewusst nicht benutzen.

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                              #15
                              AW: Wohnheim

                              Hallo Xenia,

                              Zitat von Xenia Beitrag anzeigen
                              Gibt es denn irgendwo eine Vorschrift wie viele Nachtwachen z. B. für eine bestimmte Abzahl Bewohner da sein müssen?
                              dein Beitrag ist zwar schon lange her, aber heute habe ich ein Dokument zugeschickt bekommen, bei dem es um eine neue Regelung zur Nachtwache geht. Leider ist es nicht sonderlich ermutigend.
                              Schau mal in der Drucksache unter Nr. 61

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                                #16
                                AW: Wohnheim

                                Hallo zusammen,

                                man könnte es einfach mal aus der eigenen Erfahrung heraus benennen. Es gibt definitiv zuwenig Personal in der Nachtwache, zumindest wenn es sich um einen Personenkreis handelt, der auch des nachts teilweise intensiv betreut werden muss!!
                                Solange nichts passiert, kann man sich immer darauf berufen, dass es ja so geht. Erst wenn etwas passiert, macht man natürlich Zugeständnisse. Wenn es dann aber schon ein einziges Lebens eines Menschen mit hohen Hilfebedarf gekostet hat, ist ein Leben zuviel, welches man durch Ignoranz verloren hat.

                                Es ist traurig, dass wir mit solchen Verhältnissen konfrontiert werden und leider "nur" drüber reden können. Ändern, werden wir es nicht. Wir sind zuwenig. So einfach ist das.

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