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Abgeschoben ins Altenheim

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    Abgeschoben ins Altenheim

    Hallo,
    ich bin Journalistin für den öffentlich-rechtlichen Hörfunk und recherchiere seit einigen Monaten über jungen Menschen, die eine Behinderung haben und die deswegen in einem Altenheim leben müssen. Kein neues Problem - aber eines, das von Politik und Behörden totgeschwiegen wird. Mir liegt dieses Thema sehr am Herzen, bin aber jetzt auf Euere Hilfe angewiesen: Ist hier jemand bereits mit diesem Thema konfrontiert worden? Gibt es jemanden unter euch, der darunter leidet? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir Euere Erfahrungen aus Bayern mitteilt - gerne auch anonym!
    Herzlichen Dank und liebe Grüße!

    #2
    AW: Abgeschoben ins Altenheim

    Hallo Schultze,

    willkommen bei Intakt

    Im letzten Jahr hatte ich hier einen Beitrag zu diesem Thema eingestellt mit einem Link zu dem Artikel Behörden schieben junge Behinderte ins Altersheim.

    Dann hatte die Geschichte von Matthias Grombach lange Zeit für viel Schlagzeilen in der "Szene" gesorgt.

    Hier vor Ort bestand lange Zeit die Gefahr, dass der Kostenträger spezielle Pflegeheime für so genannte "Schwerstbetroffene" bauen wollte. Diese Pflegeheime ohne Eingliederungshilfe konnten glücklicherweise verhindert werden.

    Aber das sagt natürlich nicht aus, dass nicht doch behinderte Menschen in Altersheimen untergebracht werden....

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      #3
      AW: Abgeschoben ins Altenheim

      Vielen Dank, Inge! Den Beitrag habe ich gelesen - ein sehr guter Artikel. Ich finde es erschütternd, dass es kaum Zahlen, Daten oder Fakten zu diesem Thema gibt und die UN Menschenrechtskonvention einfach ignoriert wird.
      Manchmal habe ich bei meinen Recherchen das Gefühl, man wolle keine schlafenden Hunde wecken...

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        #4
        AW: Abgeschoben ins Altenheim

        Hallo Schultze,

        na da haben sie ja bei uns fast ins Wespennetz gestochen. Schauen sie sich doch im Forum um. Hier gibt es einige Eltern, die gewisse Befürchtungen haben, dass Jugendliche und junge Erwachsene mit schwerer Behinderung, die nicht mehr eine verwertbare Leistung erbringen, im Zuge der Umsetzung der UN-Konvention einfach in Pflegeheime abgeschoben werden. UN-Konvention und Inklusion sieht auf dem Papier gut aus, könnte aber auch als Deckmantel für Sparpläne benutzt werden. Und wie können Menschen, die sich nicht selbst wehren können, oder für sich sprechen können, denn dagegen angehen. Und überall hört man dann nur,.......der Kostenträger wird das nie finanzieren.

        So könnte die Zukunft aussehen:


        kostenintensive Wohnheimplätze werden nur noch für Menschen mit schweren Behinderungen finanziert , d.h. Pflege und vielleicht ein wenig Betreuung .........

        Da man kein Geld für neue Wohnheime hat - da Kassen leer...........aber die Zahl an der Nachfrage für Wohnheimplätze stetig steigt ......wir erinnern uns, da gab es mal das T4 Programm und dies hatte zur Folge, dass es in den vergangenen Jahrzehnten kaum "ältere" Menschen mit Behinderung gab, muss man sich von öffentlicher Seite ganz dringend etwas überlegen. Momentan werden in Unterfranken Eltern mit Anfrage für Wohnheimplätze vertröstet. Selbst wenn die Eltern teilweise schon in psychologischer Behnadlung sind, ist das kein Grund, ein Anrecht auf einen Wohnheimplatz zu haben. Einige Eltern von uns stehen sprichwörtlich mit dem Rücken an der Wand. Sie kommen mit ihrem Kind nicht mehr zurecht, Wartelisten für Krankenhausaufnahme von 1 - 2 Jahren, ambulante Termine min. 10 Monate und in der Zwischenzeit gehen die Ehen kaputt und die Menschen mit Behinderung werden ebenfalls zunehmend anfälliger und landen vermehrt in Psychatrien, wo sie aber auch teilweise gar nicht hingehören. Werden dann die selbst schon z.T. pflegebedürftigen Eltern so krank, dass gar nichts mehr geht, ein absolutes Muss gegeben ist, dann werden die Kinder halt da untergebracht, wo ein Platz kurzfristig frei wird. Was bleibt uns Eltern denn da noch übrig?
        Inklusion ist ein wunderschönes Wort. Beflügelt und getragen von Hoffnung, Aussicht und Zuversicht. Die Umsetzung wird gelingen - für die, die kostengünstig includiert werden können. Menschen mit schwerer Behinderung die Geld kosten, die Arbeit machen, die ihren eigenen Mund nicht zum Mitteilen öffnen können, Eltern die schweigend leiden, die werden die Verlierer sein. Und die absolute Krönung ist dann, wenn man einem "normalen" Leben in den schönsten Jahren seines eigenen Lebens entsagt, weil man seinem Kind, welches man sich anvertraut hat, ein glückliches Zuhause bieten möchte, dann wird man damit bestraft, dass z.B. wie hier im Forum zu lesen, die Grundsicherung um satte 75€ gekürzt wird, oder das Kindergeld als Bereicherung angesehen wird, usw. und so fort.

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          #5
          AW: Abgeschoben ins Altenheim

          Hallo Myriam,
          danke, Du bestätigst mich bei der zugegeben etwas schwierigen Recherche dran zu bleiben. Es ist, wie Du schreibst, ein "stilles" Leiden - mit schweren Folgen für die Betroffenen, aber auch die Angehörigen. Dabei könnte bei der richtigen Umgebung und Förderung so viele schlummernden Fähigkeiten und Talente geweckt werden. Mit positiven Folgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen und nicht zuletzt auch für die Gesellschaft. Dein Zukunftsszenario hingegen ist erschreckend, aber realistisch, finde ich.
          Ich versuche mit meiner Recherche eben den Menschen, die nicht selbt für sich sprechen können, Gehör zu verschaffen. Drück mir die Daumen!
          Georgia

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            #6
            AW: Abgeschoben ins Altenheim

            Hallo Schultze,

            persönlich kenne ich einen einzigen Fall, dass ein behinderter Mann in einem Altersheim untergebracht wurde. Dieser Mann lebte 40-50 Jahre mit seiner Mutter zusammen, ohne eine WfbM oder Förderstätte zu besuchen. Als die Mutter ihren Sohn nicht mehr versorgen konnte, war sie ungefähr 80 Jahre alt und musste selbst ins Altersheim. Um die beiden nicht zu trennen, kamen sie zusammen in diese Einrichtung. Dafür habe ich sogar Verständnis....

            Aber sonst werden in Unterfranken immer noch (!) Menschen mit hohem Hilfe-/Pflegebedarf in speziell für sie geschaffenen Einrichtungen separiert, weil sie keine Wahlmöglichkeiten haben. Ein Beispiel ist eine Einrichtung des Bezirks, die geteilt ist: es gibt dort einen Bereich für [Zitat] "erwachsene Personen, bei denen eine körperliche Behinderung im Vordergrund steht. Vorraussetzung für die Aufnahme ist ein Mindestmaß an Selbstständigkeit und sozialer Integrationsfähigkeit."
            Der zweite Bereich (37 Plätze in drei Gruppen!) ist für [Zitat] "Menschen mit Behinderung mit erhöhtem Pflegebedarf (Pflegestufe 1 bis 3) Aufnahme. Grundlage für die Versorgung und Betreuung ist die Pflegekonzeption."
            Das bedeutet, dass die Menschen in dem Pflegebereich von Pflegefachkräften versorgt werden. Es besteht kein Anspruch auf eine pädagogische Förderung und kein Anspruch auf einen zweiten Lebensbereich (WfbM oder Tagesförderstätte).

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              #7
              AW: Abgeschoben ins Altenheim

              Hallo Zippe,

              es geht leider bei den Menschen mit einem hohen Betreuungbedarf überhaupt nicht nach den Bedürfnissen der einzelnen Person. Die werden ins Pflegeheim und wenn es sich gerade ergibt auch mit 30 Jahren in eine Altenwohngruppe von Großeinrichtungen gesteckt und man hat als gesetzliche Betreuer Mühe, die Leute da wieder rauszubringen. Es geht nur noch darum, welche Unterbringung die kostengünstigste ist. . Ich mag gar nicht dran denken, was passiert, wenn ich für meine Tochter nicht mehr dasein kann. wuerg:

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                #8
                AW: Abgeschoben ins Altenheim

                Hallo miteinander,

                ich finde es einfach nur schrecklich, wenn Menschen überhaupt in "Wohnheimen" leben müssen. Ob alt, behindert, von Demenz betroffen, schwerstkrank, oder einfach nur "über", schaut man in die Gesichter sieht man bereits nach wenigen Wochen schon Veränderungen im Blick, im Ausdruck und im allgemeinen Befinden. Nirgends wird es Menschen so gut gehen wie da, wo sie geliebt werden. Das ist nun einmal Fakt. Man kann nur das Beste aus der jeweiligen Situation versuchen, zu machen. Allein ausreichend qualifiziertes, sowie auch ungelernte Kräfte, die mit Liebe, Herz und Verstand an die Menschen herangehen, könnten auch in Wohnenheimen lebenswertes Leben stellen. Aber es scheitert genau am Personal. Einmal wird es immer weiter runtergekürzt und dann diese unendlich, dem Menschen gegenüber unnütze Bürokratie. Der Deutsche versucht mit Bürokratie, Zahlen und Statistiken seine reine Weste gegenüber allen anderen aufzuzeigen. Als wenn Zahlen Leid überdecken könnten. Was nützt es denn, wenn im Betreuungsbogen steht, dass der Bewohner so und soviel ml getrunken hat, wenn es einfach nur so eingetragen wurde. Es bleibt ja wohl kaum die Zeit, sich jedem Bewohner 20 Minuten und mehr die Zeit zu geben, in Ruhe, Schluck für Schluck trinken zu lassen. Also zack und dann schreibt man statt ein Minischluck halt mal 200 ml - oder man lässt es und dann bekommt man Ärger, weil der Bewohner zu wenig getrunken hat. Wir weisen immer wieder darauf hin, lesen Schlagzeilen in Zeitungen von Missbrauch, bis Austrocknung und trotzdem heißt es sparen, sparen, sparen. Ja es kostet Geld, viel Geld aber reden wir nicht von lebenden MENSCHEN und ihren mitleidenden Angehörigen? Wir haben Mitleid mit den Schweinen in den Großmastanlagen und schütteln angewidert den Kopf und essen trotzdem Fleisch. Wir haben Mitleid, wenn wir in die Augen der Tiere schauen und das Leid erkennen. Wer schaut in die Augen unserer Heimbewohner in Deutschland und erkennt die oftmals sehr schnell auftretende Resignation, den stumpfen Ausdruck der vormals leuchtenden Augen?
                Und wenn es nicht so klappt, dann pumpen wir sie mit Medies voll. Wenn die nicht wirken, bzw. die Wirkung paradox auftritt, dann stecken wir sie in Zwangsjacken, sperren sie in Time-Out Räume und müssen mit ansehen und hören, dass man da nichts machen kann. Wir schauen zu, wie sie sich die Köpfe einschlagen, schwerste Verletzungen zufügen und leiden mit ihnen, ohne ihnen helfen zu können.
                Wenn ich in Wohnheimen unterwegs bin, entfernte Verwandte besuche, dann sehe ich immer nur trockenes Weißbrot mit Marmelade. Manchmal auch Pudding in allen möglichen Farben. Wenn die Bewohner überhaupt noch Zähne haben, oder ihnen das Gebiss aus Zeitmangel verweigert wird, haben sie ja auch gar keine Möglichkeit mehr, feste Nahrung zu sich zu nehmen.

                Mein Onkel wurde von meiner Tante nach einem Hirnschlag mit nachfolgender Demenz 10 Jahre hingebungsvoll gepflegt. Er war völlig normal "angezogen" adrett und charmant in der Gesellschaft "inkludiert". Dann fiel meine Tante plötzlich tot um. Mein Onkel kam ins Wohnheim. Jetzt ein Jahr später schaut mich mein Onkel aus leeren Augen, angebunden im Rollstuhl, mit einer Sitzhose fixiert, mit Medikamenten volllgepumpt, an. Abends gibt es für ihn statt den liebevoll zubereiteten Schnitten meiner Tante, Weißbrot mit Marmelade. Das Personal im Wohnheim ist nett und gibt sich Mühe. Es ist ein modernes und sehr sauberes Wohnheim. Idyllisch gelegen, man könnte gleich in einer Parkanlage spazieren gehen. Mühe und Einsatz in dem Rahmen, der unter den heutigen Voraussetzungen überhaupt möglich ist, lassen eine persönlich abgestimmte Betreuung, dem Bedarf angemessen, aber erst gar nicht zu. Unsere Zukunft wird nicht besser aussehen, eher das Gegenteil. Und jetzt kommen wir zu unseren jungen Menschen zurück, die nicht ein, zwei, drei oder fünf Jahre ihren Lebensabend in Wohnheimen verbringen müssen, sondern ihr ganzes Leben noch vor sich haben.

                Es geht ihnen gut!?

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