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    Tagesförderstätten

    Hallo,

    wie zufrieden seid ihr eigentlich mit den Tagesförderstätten Eurer Kinder?
    Es scheint hier ziemlich große Unterschiede zu geben.

    #2
    AW: Tagesförderstätten

    Hallo Rosmarie,

    mein Kind besucht eine Tagesförderstätte. Wie zufrieden ich bin, kann ich momentan gar nicht ausdrücken, weil alles noch sehr neu für mich ist. Auch habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, was gut und was schlecht und was Standard und was Luxus ist. Vielleicht findet sich hier der eine oder andere User, der dahingehend mal ein wenig beschreibt, was überhaupt so bei ihnen in der Tafö abgeht?

    Wieviele Gruppen mit wie vielen Besuchern es gibt, Personal pro Gruppe, Öffnungszeiten täglich und feste Schließungszeiten? Freizeitaktivitäten und Möglichkeiten? Fahren eure Tafös auch auf eine Freizeit?

    Mein Kind macht keinen unglücklichen Eindruck. Sicher ist es eine ganz andere Athmosphäre, in die es jetzt jeden Tag kommt. In der Schule war es zwischen sprechenden, fitten und weniger fitten Mitschülern ein Teil. Heute ist es dahingehend eher ruhiger und auch dem Alter entsprechend angepaßt. Man darf ja nicht vergessen, in einer Schule pulst Leben und Jugend. In eine Tafö ist die Altersspanne zwischen 18 und weit über 60 Jahre.

    Ich wollte ja auch nicht von einer Realschule mit Internat in ein Altenwohnheim wechseln. Aber so denken halt die meisten Menschen von Menschen mit Behinderung. Oder besser formuliert, für Menschen mit Behnderung wird ja gedacht - und gemacht. Man fragt sie nicht!

    LG
    Myriam

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      #3
      AW: Tagesförderstätten

      Hallo Rosemarie,
      mir wurde für unseren Sohn eine Heilpädagogische Tagesstätte empfohlen, die ich mir vor einigen Tagen angeschaut habe, allerdings muß ich sagen, daß ich entsetzt war.

      Das Vorgespräch mit zwei Mitarbeiterinnen fand ich noch sehr nett und angenehm. Als ich dann allerdings die Einrichtung mit den kleinen kargen Zimmern gesehen habe, in denen die Kinder mittags ihre Hausaufgaben verrichten sollen und die Wände änderte ich meine Meinung schlagartig.

      Auch hatte ich das Gefühl mit dem Tagesplatz die ganze HPT "zu kaufen". Es hängen strenge Auflagen an dieser. Mehrmals im Jahr muß die ganze Familie an den Wochenenden mit auf Ausflüge gehen, einmal im Monat kommt jemand von der Einrichtung nach Hause und zwei mal im Monat muß man zu verpflichtenden Elterngesprächen.

      Wir haben uns gegen diese Einrichtung entschieden, weil wir momentan gerade in der Lage sind uns etwas zu erholen. Das Leben mit einem behinderten Kind ist schon anstrengend genug und wir möchten nicht noch weitere verpflichtende Termine eingehen.

      Ich denke auch, daß es zwischen den Einrichtungen sehr große Unterschiede gibt. Von daher ist es ganz wichtig, sich die Einrichtungen genau anzusehen.
      LG v. Sanne

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        #4
        AW: Tagesförderstätten

        Auch hatte ich das Gefühl mit dem Tagesplatz die ganze HPT "zu kaufen". Es hängen strenge Auflagen an dieser. Mehrmals im Jahr muß die ganze Familie an den Wochenenden mit auf Ausflüge gehen, einmal im Monat kommt jemand von der Einrichtung nach Hause und zwei mal im Monat muß man zu verpflichtenden Elterngesprächen.
        Hallo Sanne,

        da geniessen Eltern und Kinder eine strenge Erziehung. .
        Wo in der einen Einrichtung die Eltern überhaupt nicht mit einbezogen werden, ist es in der nächsten wieder zuviel.
        Also, was mir an unserer TaFö nicht passt, ist vor allem, dass die Schwerstbehinderten nochmal separiert werden. Und da wäre jetzt meine Tochter. Ich kann mir schon vorstellen, dass behinderte Menschen, die sehr, sehr schwer behindert sind, vielleicht auch etwas mehr Ruhe benötigen. Aber man muss doch denen, die das nicht brauchen, Rechnung tragen. Vor allem wenn ich das als Mutter wieder und wieder sage, dass meine Tochter viel Anregung braucht, um glücklich und zufrieden zu sein und ganz bestimmt keine stille Umgebung.
        Ich hab auf die Unterbringung in dieser TaFö auch verzichtet. Leider gibt es hier überhaupt keine Auswahl an Förderstätten.

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          #5
          AW: Tagesförderstätten

          Hallo zusammen,

          wenn ich einige Beiträge hier lese, habe ich den Verdacht, dass "Behinderte", ihre Familien und ihre Lebenssituation ganz oft als eine homogene Masse gesehen werden (sollen), die ein künstliches Produkt ist und somit ohne weiteres fremdbestimmt werden kann. Individualität, Persönlichkeit und Selbstbestimmung der betroffenen Menschen und ihrer Familien sollen den Zielen der Institution untergeordnet werden.

          Unsere Familie hat hier noch echtes Glück, da die Persönlichkeit unserer "Großen" wirklich anerkannt und geachtet wird. Sie geht sehr gerne in "ihre" Tafös, auch wenn dort nicht immer alles richtig rund läuft.

          Bauchschmerzen machen mir allerdings immer wieder die Sparwut der Politiker, die mir das Gefühl vermittelt, dass gerade Eltern von Kindern mit schwersten Behinderungen ganz arg aufpassen müssen, dass die errungenen Standards nicht schlechter werden.

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            #6
            AW: Tagesförderstätten

            Individualität, Persönlichkeit und Selbstbestimmung der betroffenen Menschen und ihrer Familien sollen den Zielen der Institution untergeordnet werden.
            Hallo Zippe,

            wenn man zwischen den Einrichtungen eine Auswahl hat oder hätte, könnte man sich für die entscheiden, mit deren Zielen man übereinstimmt.
            Aber gerade in ländlichen Gegenden ist das nicht so.
            Die Einrichtungen müssen inzwischen wirtschaftlich arbeiten, da geht es erst in zweiter Linie um die Menschen.
            Und was mich daran ärgert, ist, dass einige Einrichtungen die Eltern über dieses Kostenproblem nicht informieren, sondern ihre "Errungenschaften" (siehe homogene Gruppen) immer mit pädagogischen Vorteilen begründen.
            Diesen wunderschönen Satz, der sich gegen Inklusion ausspricht, taucht hier immer wieder auf: "Würden wir uns unter lauter Einsteins wohlfühlen, wir suchen doch auch unseresgleichen". .

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              #7
              AW: Tagesförderstätten

              Zitat von Sanne40 Beitrag anzeigen
              Hallo Rosemarie,
              mir wurde für unseren Sohn eine Heilpädagogische Tagesstätte empfohlen, die ich mir vor einigen Tagen angeschaut habe, allerdings muß ich sagen, daß ich entsetzt war.

              Das Vorgespräch mit zwei Mitarbeiterinnen fand ich noch sehr nett und angenehm. Als ich dann allerdings die Einrichtung mit den kleinen kargen Zimmern gesehen habe, in denen die Kinder mittags ihre Hausaufgaben verrichten sollen und die Wände änderte ich meine Meinung schlagartig.

              Auch hatte ich das Gefühl mit dem Tagesplatz die ganze HPT "zu kaufen". Es hängen strenge Auflagen an dieser. Mehrmals im Jahr muß die ganze Familie an den Wochenenden mit auf Ausflüge gehen, einmal im Monat kommt jemand von der Einrichtung nach Hause und zwei mal im Monat muß man zu verpflichtenden Elterngesprächen.

              Wir haben uns gegen diese Einrichtung entschieden, weil wir momentan gerade in der Lage sind uns etwas zu erholen. Das Leben mit einem behinderten Kind ist schon anstrengend genug und wir möchten nicht noch weitere verpflichtende Termine eingehen.

              Ich denke auch, daß es zwischen den Einrichtungen sehr große Unterschiede gibt. Von daher ist es ganz wichtig, sich die Einrichtungen genau anzusehen.
              LG v. Sanne
              Hallo Sanne,

              das hört sich aber ganz schön anthroposophisch an? So ein Vorgehen ist mir noch nicht begegnet. Da wird einem ja Angst und Bange, bzw. bekommt man vorweg ein Gefühl vermittelt, es wird kontrolliert?

              LG
              Myriam

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                #8
                AW: Tagesförderstätten

                Zitat von zippe Beitrag anzeigen
                Bauchschmerzen machen mir allerdings immer wieder die Sparwut der Politiker, die mir das Gefühl vermittelt, dass gerade Eltern von Kindern mit schwersten Behinderungen ganz arg aufpassen müssen, dass die errungenen Standards nicht schlechter werden.
                Hallo Zippe,

                vor 20 Jahren, zu Beginn unserer Karriere, Eltern eines schwerstbehinderten Kindes zu sein, wurde mir das Gefühl vermittelt, der Staat kümmert sich, hilft und unterstützt. In der letzten Zeit bröckelt es massiv. Sicher sind Einsparungen von allen Seiten gefordert, aber irgendwann ist es auch wieder gut. Ich habe das Gefühl, es wird von allen Seiten Druck auf das Sozialministerium ausgeübt.
                Ich habe bei Menschenrechte eine interessante Studie entdeckt. Die werde ich mir mal ausgiebig anschauen und dann weiß ich vielleicht mehr (über meine Rechte und Anspruchsdenken?) (Ab Seite 18 die Rechtslage in Deutschland)

                LG
                Myriam
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                  #9
                  AW: Tagesförderstätten

                  vor 20 Jahren, zu Beginn unserer Karriere, Eltern eines schwerstbehinderten Kindes zu sein, wurde mir das Gefühl vermittelt, der Staat kümmert sich, hilft und unterstützt.
                  Genauso war es und ich weiss noch aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in den 70igern, dass damals die Politiker sehr an Behindertenpolitik interessiert waren. Es wr sehr selten, dass bei einer Veranstaltung - und wenn die noch so klein war - nicht zumindest ein Kommunalpolitiker anzutreffen war. Da sind die Parteien richtig im Konkurenzkampf gestanden (auch die FDP!)
                  Und die haben sich auch die Sorgen und Nöte der Leute angehört und auch gehandelt.

                  Heute wird in unserer Stadtverwaltung noch immer auf den hier ansässigen Einrichtungsträger verwiesen, wo doch behinderte Kinder gut aufgehoben seien.
                  Heute meinen diese Politiker, dass doch alles notwendige für Menschen mit Behinderung getan ist. Das es um mehr als um satt und sauber geht, werden sie wahrscheinlich erst bemerken, wenn sie mal selbst in einem Pflegeheim liegen.
                  Zuletzt geändert von rosifi; 30.05.2011, 10:37.

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                    #10
                    AW: Tagesförderstätten

                    [...] Derzeit werden Menschen mit schweren Beeinträchtigungen, die nicht „ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeit“ erbringen können, in Tagesförderstätten untergebracht. So steht es zumindest in Paragraph 136 des Sozialgesetzbuches IX. „Vereinfacht gesagt: Menschen mit leichter Behinderung kommen in Werkstätten, Schwerbehinderte in Tagesförderstätten“, erläutert Beate Krieger. Und daran stören sich die Eltern, zu denen neben der Hünfelderin Gabriele Anders aus Molzbach, Conny Trottier aus Ebersburg und Marita Krenzer-Reuen aus Eichenzell gehören. Auch die Sozialpädagoginnen Monika Bickert und Judith Günther unterstützen die Initiative.

                    „Nach der Schule werden unsere Kinder von den anderen getrennt, mit denen sie jahrelang zusammen waren“, erklärt Beate Krieger. Für sie und die anderen Mütter eine Form der Ausgrenzung. „Aus dem Gesetz ergibt sich, dass in Tagesförderstätten fast ausschließlich Menschen zusammengebracht werden, die meist nicht sprechen können, häufig nicht mobil sind und einen hohen Pflegebedarf haben“, verdeutlicht Gabriele Anders. Dadurch entstehe eine homogene Gruppe, in der eine Entwicklung, ein Voneinanderlernen kaum möglich sei. In keiner Weise wollen die Eltern Tagesförderstätten und ihre Mitarbeiter angreifen, doch für ihre Kinder sei es nicht der richtige Platz. [...]
                    Quelle und kompletter Text: FZ

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                      #11
                      AW: Tagesförderstätten

                      Hallo Inge,

                      vielen Dank für diese Info. Ich stimme diesen Eltern in ziemlich allem zu.
                      Folgendes hat mich aber nachdenklich gemacht:

                      Es ist wichtig, dass es auch wirklich Arbeit ist, was die jungen Erwachsenen machen.
                      Ist das wirklich für alle so wichtig, dass es "richtige Arbeit" ist, was sie machen? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass meine Tochter ihren "Wert" nach dem bemisst, was sie "arbeitet". Natürlich ist sie auch stolz, wenn ihr etwas gelungen ist, aber sie freut sich schon, wenn sie eine Tür von alleine öffnen konnte oder die Eingangstreppen ohne Hilfe bewältigt hat. Die Bewältigung von für uns alltäglichen Schritten ist für sie schon eine Riesenanstrengung und eine außergewöhnliche Leistung. Aber Arbeit? Müssen wir unseren Kindern immer den Wunsch, arbeiten zu können, unterstellen, damit sie z.B. in eine Behindertenwerkstatt dürfen? Alleine die Teilnahme, das nicht abgeschottet sein, ist zumindest für mein Kind genug und macht sie glücklich und zufrieden.
                      Ich weiß nicht, ob wir uns da nicht auf einem schlechten Weg befinden, wenn wir das Glück und die Zufriedenheit unserer Kinder nach ihrer Arbeitswilligkeit beurteilen .

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                        #12
                        AW: Tagesförderstätten

                        Hallo Rosmarie,
                        Zitat von rosifi Beitrag anzeigen
                        Die Bewältigung von für uns alltäglichen Schritten ist für sie schon eine Riesenanstrengung und eine außergewöhnliche Leistung.
                        ... genau das sehe ich als Arbeit an. Arbeit muss m.E. nicht immer wirtschaftlich verwertbar sein, auch wenn das oft so definiert wird

                        Es gibt auch viele Arten von Arbeit - und gerade für Menschen mit schwer(st)en Behinderungen trifft wohl philosophische Sicht auf Arbeit zu:
                        Die Arbeit als philosophische Kategorie erfasst alle Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und der Gesellschaft. Sinngeber dieser Prozesse sind die selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnden Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Anschauungen im Rahmen der aktuellen Naturgegebenheiten und gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen.

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                          #13
                          AW: Tagesförderstätten

                          Hallo Inge,

                          vor einigen Jahren haben wir uns einmal Bethel und auch die gesamte Einrichtung angeschaut. Auf meine Frage, wo denn hier die Menschen mit erhöhtem Förderbedarf sind wurde mir gesagt:

                          verwertbar? Hier sind alle zusammen. Ein Mensch, der z.B. lacht, Freude bringt oder einfach mit Mimik zum Ausdruck bringt, froh zu sein und dabei zu sein und damit anderen wieder Freude bringt, leistet sehr viel.

                          Mein Kind besucht auch eine Förderstätte. Letzthin war er ein paar Tage zuhause. Er wurde vermisst - warum? Ohne seinen Wortschatz, der aus ein paar gezielten Worten und ein wenig Kauderwelsch besteht, ohne sein Lachen, dass er an den unmöglichsten Stellen einbringt, ohne seine Temperamentsausbrüche, die manchmal einfach kommen, ohne sein herumalbern, wenn er still sitzen soll und sich dem Essen widmen sollte, ohne seine Ansprüche, die erfüllt werden müssen, hat der Gruppe etwas gefehlt. Für die "Normalos" oft nicht vorstellbar, wie unsere Menschen mit Behinderung - bis hin schwersten Behinderungen schmerzlich vermisst werden können.

                          Ich hatte eine Schulkameradin und auch sie hatte ein schwerstbehindertes Kind. Zuerst verstarb ihr Mann bei einem Unfall und wurde schmerzlich vermisst. Dann starb ihr Kind und wurde schmerzlich vermisst. Dann starb meine Schulkameradin plötzlich und einfach so.

                          So unendlich wertvoll und wichtig und ein Baustein im Leben können auch unsere Angehörigen sein.

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                            #14
                            AW: Tagesförderstätten

                            Arbeit muss m.E. nicht immer wirtschaftlich verwertbar sein, auch wenn das oft so definiert wird

                            Es gibt auch viele Arten von Arbeit - und gerade für Menschen mit schwer(st)en Behinderungen trifft wohl philosophische Sicht auf Arbeit zu:

                            Hoffentlich sehen das diese Eltern auch so Und vor allem: Hoffentlich verstehen das auch die Kostenträger so. Wenn sie aber nur die wirtschaftlich verwertbare Arbeit auch als Arbeit anerkennen, was passiert dann?

                            Mir fällt bei der "Arbeitsfreudigkeit" meiner Tochter immer wieder die Geschichte von Frederick der Maus ein:
                            http://www.youtube.com/watch?v=LlzNQ0QicR4

                            Unsere Kinder sind aber wahrscheinlich die gesammelten Sonnenstrahlen.

                            vor einigen Jahren haben wir uns einmal Bethel und auch die gesamte Einrichtung angeschaut. Auf meine Frage, wo denn hier die Menschen mit erhöhtem Förderbedarf sind wurde mir gesagt:

                            verwertbar? Hier sind alle zusammen. Ein Mensch, der z.B. lacht, Freude bringt oder einfach mit Mimik zum Ausdruck bringt, froh zu sein und dabei zu sein und damit anderen wieder Freude bringt, leistet sehr viel.
                            Solche Worte tun einfach gut!
                            Zuletzt geändert von rosifi; 21.09.2011, 13:15.

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                              #15
                              AW: Tagesförderstätten

                              Hallo miteinander,

                              in der Lebenshilfezeitung 3/2011 habe ich zu diesem Thema (es geht dort zwar um Schule, gilt aber letztlich für Inklusion insgesamt) einen sehr treffenden Leserbrief mit der Überschrift "Eltern sollen Vorreiter der Inklusion sein" gelesen. U.a. folgende Sätze:
                              Es geht doch bei den Schulbesuchen nicht ausschließlich um den vermittelten Stoff, sondern um ein soziales System innerhalb einer Gesellschaft - und solange nicht alle Kinder daran teilhaben können, finden sie auch keinen Platz zwischen allen anderen Kindern außerhalb der Schule.
                              Wir Eltern müssen als Vorreiter leisten, unsere Kinder nicht weiter als defizitäre Bündel zu betrachten, wie es uns gerne vermittelt wird.

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                                #16
                                AW: Tagesförderstätten

                                Also wenn diese Zeilen zutreffen, haben wir uns für den richtigen Weg entschieden.

                                Am Montag ist Elternabend bei uns in der Regelschule und dort soll den Eltern erzählt werden, daß ein Kind mit Handicap in der Klasse ist. Die Kinder gingen bis jetzt ganz entspannt mit der Situation um.

                                Ich bin gespannt auf die Reaktionen.
                                LG v. Sanne

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                                  #17
                                  AW: Tagesförderstätten

                                  Hallo Sanne,

                                  ich wünsche Euch, dass die Eltern - genau wie ihre Kinder - die neue Situation ganz ohne Vorbehalte und ohne Vorurteile und statt dessen mit viel Normalität und Offenheit angehen.

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                                    #18
                                    AW: Tagesförderstätten

                                    Zitat von rosifi Beitrag anzeigen
                                    Wenn sie aber nur die wirtschaftlich verwertbare Arbeit auch als Arbeit anerkennen, was passiert dann?
                                    so was hier
                                    Behinderte Menschen, die wegen fehlender Werkstattfähigkeit im Förder- und Betreuungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen betreut werden, sind nicht nach § 2 Abs. 1 Nr. 4 SGB VII gesetzlich unfallversichert.
                                    [...] Die Versicherungspflicht nach dem SVBG konnte nur eintreten, wenn die Behinderten fähig waren, noch ein Mindestmaß an wirtschaftlich verwertbarer Arbeitsleistung zu erbringen und damit auch bei ihnen noch gewisse Merkmale eines abhängigen entgeltlichen Beschäftigungsverhältnisses vorhanden waren, an die das Gesetz sonst die Versicherungspflicht knüpft [...]
                                    BSG, Urteil vom 18. 1. 2011 - B 2 U 9/ 10 R

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                                      #19
                                      AW: Tagesförderstätten

                                      Zitat von Löwenkind Beitrag anzeigen
                                      Mein Kind besucht auch eine Förderstätte. Letzthin war er ein paar Tage zuhause. Er wurde vermisst - warum?
                                      weil sie einmalige Persönlichkeiten mit einmaligen Eigenschaften sind - und(!) - weil sie sind wie sie sind

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                                        #20
                                        AW: Tagesförderstätten

                                        Ja, und deshalb nennt man auch die Menschen, die in den Tagesförderstätten beschäftigt (werden?), auch "Mitarbeiter".
                                        Für wie blöd halten die uns eigentlich? Sollen wir jetzt stolz sein, weil unsere Kinder dort "Mitarbeiter" genannt werden, wenn sie die Rechte eines "Mitarbeiters" nicht haben? Keine Unfallversicherung, keine Rentenversicherung, kein Gehalt, kein Recht (und natürlich auch keine Möglichkeit) seinen Arbeitsplatz frei zu wählen, aber Mitarbeiter werden sie genannt.
                                        Da könnte man fast drauf kommen, dass unsere Kinder Sklavenarbeit leisten.

                                        Unsere Kinder sind auch ohne diese tollen Bezeichnungen und ohne jeden Leistungsnachweis wertvolle, liebenswerte und für diese Welt äußerst wichtige Menschen. Was man von denen, die die Gesetze machen, sie ausführen und "Recht" sprechen nicht immer behaupten kann.

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                                          #21
                                          AW: Tagesförderstätten

                                          Behinderte Menschen, die wegen fehlender Werkstattfähigkeit im Förder- und Betreuungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen betreut werden, sind nicht nach § 2 Abs. 1 Nr. 4 SGB VII gesetzlich unfallversichert.
                                          was bedeutet dieses Urteil eigentlich für unsere Kinder?
                                          Sind sie nur gegen Arbeitsunfälle nicht versichert? Oder sind sie generell nicht unfallversichert?
                                          Wer ist denn jetzt zuständig, wenn sie in der Tafös einen Unfall haben?

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                                            #22
                                            AW: Tagesförderstätten

                                            Hallo Gero,

                                            das ist eine interessante Frage. . Springt die Gemeindeunfallversicherung ein?
                                            Über die Bruderhilfe http://www.bruderhilfe.de/versicheru...uXzcz8:-2527IU
                                            könnte man auch eine private Unfallversicherung abschließen.

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                                              #23
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                                              Hallo miteinander,

                                              um hier nicht einige User zu verunsichern. sollten wir vielleicht aufzeigen, was es letztendlich für Folgen für unsere Betroffenen hat?

                                              Im Falle eines Unfalles würde ja nach wie vor die Krankenkasse die Kosten tragen. Würde bedeuten, sollte ein Tafö Besucher einen Unfall haben und nicht mehr Tafö-fahig sein, würde er keine Rente oder ähnl.bekommen? Also würde keine Institution für eine, den Unfallschäden entsprechend nötigen, Unterbringung aufkommen?

                                              Wer weiß näheres?

                                              LG
                                              Kirsten

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                                                #24
                                                AW: Tagesförderstätten

                                                Hallo,

                                                ich hab jetzt mal bei unserer LH nachgefragt und zumindest hier vor Ort sind die TaFö-Leute nicht versichert. . Etwaige Unfallkosten werden von der Krankenkasse getragen.
                                                Will man sein Kind selbst gegen Unfälle versichern, sollte man sich mal bei der Bruderhilfe (siehe mein letzter Eintrag) informieren.

                                                Es stellt sich auch die Frage, welche Vorteile die Unfallversicherung gegenüber der Krankenversicherung hat (Rente?, Reha-Maßnahmen?)
                                                Zuletzt geändert von rosifi; 26.09.2011, 09:11.

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                                                  #25
                                                  AW: Tagesförderstätten

                                                  Eckpunkte zur Förderstättenkonzeption

                                                  Zwischen den Einrichtungsträgern, den Bezirken (Kostenträgern) und dem Sozialministerium sind nachfolgende Eckpunkte abgestimmt worden. Diese sollen zum einen den betroffenen behinderten Menschen und ihren Angehörigen die Sicherheit geben, dass lebenslang eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet wird. Zum anderen haben sie zum Ziel, den Trägern von Behinderteneinrichtungen einen verlässlichen Rahmen für deren Planungen zur Verfügung zu stellen.

                                                  Gemeinsame Eckpunkte der Einrichtungsträger und –verbände, der bayerischen Bezirke und des Sozialministeriums zur Förderstättenkonzeption
                                                  Betreuung in Förderstätten

                                                  Behinderte Menschen, die die Voraussetzungen für eine Beschäftigung in einer Werkstatt nicht oder noch nicht erfüllen, sollen in Bayern in sog. Förderstätten oder in sog. Fördergruppen betreut und gefördert werden, die mit einer Werkstatt kooperieren (vgl. hierzu auch § 136 Abs. 3 SGB IX). Sie sollen dort entsprechend ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten beschäftigt und gefördert werden. Ziele der Beschäftigung und Förderung sind insbesondere die Hinführung zum Berufsbildungsbereich der Werkstatt, die Milderung der Folgen der Behinderung, die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und die Entlastung der Familie. Die Förderstätten sind auf Dauer angelegte Einrichtungen der Eingliederungshilfe.
                                                  Die behinderten Menschen haben Anrecht auf einen zweiten Lebensraum, in dem sie am Leben der Gemeinschaft beteiligt und integriert sind. Hier können sie sich persönlich auch im Hinblick auf ihre Möglichkeiten, Arbeit und Beschäftigung im weiteren Sinne zu gestalten, entwickeln. Die Förderstätten sollen dieses Recht auf eine der Normalität entsprechende Lebensgestaltung in der sozialen Umwelt verwirklichen. Der Aufenthalt in den Förderstätten ist bei entsprechendem Bedarf dauerhaft zu gewähren.

                                                  Regelmäßige Überprüfung des Hilfebedarfs
                                                  Es wird von allen Beteiligten anerkannt, dass der Hilfebedarf regelmäßig überprüft wird.
                                                  Erfahrungsgemäß ist die Förderstätte für den unter Ziffer 1 genannten Personenkreis über einen langen Zeitraum hinweg die geeignete Einrichtung (beispielsweise zur Milderung der Folgen der Behinderung und/oder zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft).
                                                  Soweit nach Art und Schwere der Behinderung jedoch angezeigt wird durch den Kostenträger im Benehmen mit dem Einrichtungsträger in regelmäßigen Abständen geprüft,
                                                  - ob für den Förderstättengänger der Verbleib in der Förderstätte weiterhin bedarfsgerecht ist,
                                                  - ob der Förderstättenbesucher für einen Übergang in eine Werkstatt geeignet erscheint,
                                                  - ob der Wechsel auf einen anderen, dem individuellen Bedarf besser gerecht werdenden Einrichtungsplatz geboten ist. Dies kann unter anderem ein Platz in einer tagesstrukturierten Einrichtung oder auch ein Pflegeplatz sein.
                                                  Wird in einem solchen Fall der Aufenthalt in einer Förderstätte auf einen bestimmten Zeitraum befristet, bedeutet dies nicht, dass nach Ablauf der Befristung ein Förderstättenbesuch nicht mehr möglich sein soll. Vielmehr wird, wenn weiterhin ein entsprechender Bedarf besteht, die Hilfe in der Förderstätte weiter zu gewähren sein.
                                                  Nach diesem Konzept gibt es zwischenzeitlich in Bayern 3.525 Förderstättenplätze.

                                                  Kriterien
                                                  Es sind zwischen den Einrichtungsträgern der Werkstätten und Förderstätten einerseits und den Kostenträgern andererseits Kriterien zu formulieren, die sowohl den Zugang zur Förderstätte bzw. zur Werkstatt im Anschluss an den Schulbesuch als auch den Übergang von der Förderstätte in die Werkstatt betreffen.
                                                  Ähnliche Kriterien sind für den Wechsel auf einen anderen, dem individuellen Bedarf besser gerecht werdenden Einrichtungsplatz zu entwickeln.
                                                  Quelle: STMAS Bayern

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