Inklusion - Eltern der Mitschüler

[ibsfmk]

Hallo,
Ich bin neu hier und hoffe auf ein paar Ratschläge von erfahrenen Eltern.
Unser Sohn ist Autist (atypisch) und besucht eine Regelgrundschule mit Schulbegleitung. Jetzt ist die Lehrerin an mich herangetreten und mir mitgeteilt, dass seitens der anderen Eltern der Wunsch besteht, informiert zu werden, was mit meinem Kind los sei und warum nur er einen Schulbegleiter hat. (Er ist Ei sehr ruhiges Kind, das nicht ausflippt und/oder andere angreift und in Gefahr bringt. Man merkt ihn gar nicht.)

Ich habe aber bei dem Gedanken, wildfremde Menschen mit persönlichen Dingen zu füttern, Bauchschmerzen und ich habe das Gefühl, mein Kind und unsere Familie vorzuführen und die sensationsgeilheit der anderen zu nähren. Da der Schulbegleiter schon seit drei Jahren an seiner Seite ist und in dieser Zeit uns niemand deswegen gefragt hat, finde ich es sonderbar, dass wir auf einem Elternabend Thema sind, bei dem keiner von uns anwesend war.

Wie habt ihr andere informiert oder habt ihr es überhaupt getan?
Kann jemand unsere Bedenken verstehen oder sie uns nehmen?

Vielen Dank

[zippe]

AW: Inklusion - Eltern der Mitschüler

Hallo ibsfmk,

willkommen hier bei Intakt

finde ich es sonderbar, dass wir auf einem Elternabend Thema sind, bei dem keiner von uns anwesend war.

mein erster Gedanke: vielleicht hatten die anderen Eltern erst jetzt den Mut nachzufragen, gerade weil Ihr nicht anwesend ward? Ich glaube, wir dürfen hier die Scheu und die Unsicherheit vieler Mitmenschen nicht unterschätzen. Sie wissen einfach oft (noch) nicht, wie man mit "solchen" Kindern und ihren Eltern umgehen soll.

Trotz aller Bedenken würde ich die Nachfrage nicht nur negativ sehen, sondern die Möglichkeit nutzen, um allgemeine Informationen (gemischt mit persönlichen positiven Erfahrungen) zum Thema Schulbegleitung (vielleicht auch zu atypischem Autismus) weiterzugeben.
Es ist also auch eine Chance für Euch!

[mamavon3f]

AW: Inklusion - Eltern der Mitschüler

Also, wir haben uns und unsere Schulbegleiterin am ersten Elternabend vorgestellt.
Denn auch ich möchte wissen, mit wem mein Kind täglich mehrere Stunden verbringt. (Eure Schulbegleiterin ist ja auch für die anderen Kinder anwesend)

Ich habe auch schon im Kindergarten ganz offen erzählt, dass mein Sohn Autist ist und angeboten, Infomaterial oder internetadressen weiterzugeben, wenn Eltern sich informieren wollten um Ängeste abzubauen.....

Nur wenn du offen und ehrlich mit den anderen Umgehst und sie informierst, kannst du Verständnis und Anerkennung erwarten. Mein Sohn wirkt auf alle, die nicht informiert sind wie ein schlecht erzogener Bengel. (Sagte eine andere Mutter)
Nun bin ich in unserem Viertel sehr bekannt und auh noch gelernte Erzieherin. ("Oh gott, die hat ja nicht mal ihre eigenen Kinder unter Kontrolle und die soll unsere Kinder erziehen???")

Also, ich würde vorschlagen: Ab zum nächsten Elternabend oder Elternstammtisch!
Liebe Grüße
mamavon3f

[barbara17]

AW: Inklusion - Eltern der Mitschüler

Hallo,
ich kann Deine "Bauchschmerzen"gut verstehen. Ich habe oft genung erlebt wie es ist "Infobrücken" zu bauen. Irgendwie gibt man natürlich immer etwas von seinem Innersten frei und damit geht es uns dann auch unter die Haut aber als Eltern eines Kindes mit einem besonderen Weg müssen wir diese Brücken bauen.
Wenn Du davon ausgehst das die Eltern einfach nur Fragen haben und manches besser verstehen wollen eröffnet es deinem Kind vielleicht auch mehr Möglichkeiten der Teilhabe. Kannst Du zu diesem Infoabend vielleicht noch jemand mitnehmen? Gibt es bei Euch eine Autismusgruppe oder ein Autismuszentrum. Du könntest dann als Co-partner dabei sein und müsstest nicht alles alleine bestreiten. Vorallem hinterher hab ich immer gemerkt wie wichtig es war noch mal mit jemanden reden zu können. Nutze diese Chance, überlege dir was du erzählen willst und was nicht und du wirst sehen mit der Zeit wirst du immer stärker.
Machs gut, liebe Grüße
Barbara

[mamavon3f]

AW: Inklusion - Eltern der Mitschüler

Gibt es bei Euch eine Autismusgruppe oder ein Autismuszentrum. Du könntest dann als Co-partner dabei sein und müsstest nicht alles alleine bestreiten.


das ist ne Superidee! Auf sowas bin ich damals gar nicht gekommen! Das nimmt auch das Persönliche etwas raus......
Ja, ich glaube, das hätte mir damals auch geholfen!

[chripri]

AW: Inklusion - Eltern der Mitschüler

Liebe Eltern,

ich rate allen Eltern bei solchen Fragen zur Vorsicht! Die Elternerfahrung in vielen Fällen ist tatsächlich, dass solche persönlichen Daten oft dazu verwendet werden, um das "Hintenherumgerede" über diese Kinder mit neuem Futter zu versorgen.
Ich habe auf dasselbe Anliegen des Schulleiters folgende Antwort gegeben: Warum soll ich Eltern etwas persönliches über mein Kind erzählen, die sich noch nie für mein Kind interessiert haben?? Vielleicht wäre auch eine gute Reaktion, zu antworten: Laden Sie mich und mein Kind doch einfach mal zu sich nach Hause zu ihrem Kind ein. Dann können die Kinder miteinander spielen und wir können mal darüber reden! Dann merkt man gleich, ob die Fragen echtes Interesse am Kind sind oder nur Sensationslüstern...

Ich hatte dieses Thema auch sehr intensiv in einem runden Tisch mit Vertretern des Schulamtes und der Regierung besprochen. Die rechtliche Auskunft der Schulbehörden war ganz klar: Auf Elternabenden darf nicht über einzelne Kinder gesprochen werden, da dies ein zu starker Eingriff in Persönlichkeitsrechte wäre! Auf Elternabendes müssen die Pädagogen vielmehr ihr pädagogisches Handeln allgemein erklären, es ist sehr wichtig, mit der gesamten Elternschaft Bewusst-seinsarbeit zu machen, warum inklusive Unterrichtsmethoden für alle Kinder wichtig sind.

Christine Primbs