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Mark und sein Opa Johann

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    Mark und sein Opa Johann

    Für meine besondere Freundin Christin

    Mark und sein Opa Johann und Mieke


    An einem Sonntag im Mai besuchte die Familie von Mark den Opa.
    Der Opa wohnte in einem kleinen Dorf mitten in der Heide. Er lebte schon lange alleine, denn die Oma von Mark war bereits vor einigen Jahren gestorben.  Als Mark mit seinen Eltern vor das Haus des Opas fuhr, kam Jette ein kleiner Terrier aus dem Vorgarten gestürmt und sprang vor Freude jaulend vor dem Auto hoch. Jette freute sich auf Abwechslung, denn der Opa bekam nicht viel Besuch, beide lebten ziemlich zurückgezogen. Der Opa war immer noch sehr traurig, dass die Oma nicht mehr bei ihnen war.
    Marks Mama stieg als erste aus dem Wagen und umarmte den Opa, der vor Freude Tränen in den Augen hatte. Der Opa war der Papa von Marks Mama. Dann begrüßten auch Mark und sein Papa den Opa und natürlich Jette.
    Die erste Stunde des Besuchs verbrachte Mark mit Jette auf der Wiese hinter dem Haus. Jette liebte das Bällchen Spiel. Mark warf einen Tennisball so weit er konnte von sich weg und Jette brachte ihn dann wieder zurück. So spielen sie immer zusammen, wenn Mark bei seinem Opa zu Besuch ist. Eigentlich laufen die Besuche auch immer gleich ab. Mama und Papa erzählen mit Opa und fragen ihn, wie es ihm so ergangen sei. Dann gehen sie zusammen in die alte Dorfkneipe zum Mittagstisch. Das ist oft lustig, denn da sitzen Männer und Frauen, die die Mama von Mark schon als kleines Mädchen kannten. Man begrüßt sich und Mark ist ganz stolz, wenn die fremden Leute dann immer feststellen, wie groß er schon wieder sei. An den Besuchstagen, nach dem Mittagessen will der Opa immer ein bisschen ausruhen und Mama nutzt die Zeit um das Häuschen vom Opa sauber zu putzen. Damit beide dazu die nötige Ruhe haben, geht Papa in dieser Zeit mit Mark spazieren. Diesen Besuchstag im Mai aber würde Mark nie wieder vergessen. Er wollte nämlich endlich mal wissen, wo denn die Oma vom Opa jetzt ist. Der Papa schlug vor, zum Friedhof zu gehen. Mark war es etwas unheimlich, als sie den Friedhof, der von einem großen Zaun mit einem mächtigen Tor aus Eisen umgeben war, betraten. Papa meinte aber, er bräuchte keine Angst zu haben, denn hier wäre alles ganz friedlich und ruhig. So war es auch, als sie beide die Reihen an den Gräbern entlang liefen. Plötzlich blieb der Papa vor einem Grab mit einem wunderschönen rosafarbenen Grabstein stehen. Er erklärte Mark, dass hier die Oma ganz fest schlafen würde. So fest, dass sie niemand mehr aufwecken könnte. Mark fand den Platz den sich die Oma zum schlafen ausgesucht hatte sehr schön und er bestaunte die vielen blauen und rosafarbenen Blüten der  Pflanzen auf dem Grab. Die Oma war schon vor der Geburt von Mark gestorben und er hatte sie gar nicht kennenlernen können. Jetzt, wo er wusste, wo die Oma war, wollte er aber wieder zum Opa zurück, denn eigentlich war es ihm immer noch ein ganz klein wenig mulmig zumute. Es war halt so still. An der Hand von seinem Papa ging Mark wieder Richtung Ausgang zurück. Da fiel sein Blick in einen Gang neben dem Hauptweg auf ein Grab mit ganz viel Spielzeug. Er zeigte es seinem Papa und bat ihn, da einmal hinzuschauen. Als sie vor dem Grab standen fragte Mark, warum hier das ganze Spielzeug sei, ob diese Oma, die hier liegt, denn immer noch mit so einem Zeug spiele?  Papa ging vor Mark in die Hocke und Mark dufte sich auf sein Knie setzen. Dann erklärte Papa Mark, was es mit diesem Grab auf sich hatte. Er erzählte von einem kleinen Mädchen, dass nie wie Mark die bunten Blumen sehen, nie mit Jette beim Bällchen Spiel rumtoben und nicht mal alleine sitzen konnte. Auf dem Grabstein saß ein kleiner Engel und unter diesem stand etwas. Mark bat seinem Vater, ihm alles vorzulesen. So erfuhr er, dass das kleine Mädchen Lara hieß und nun von dem Engel in die Himmelschar aufgenommen sei. Lara sei 6 Jahre lang der Sonnenschein im Leben ihrer Eltern gewesen. Neben dem Text war ein kleines Bild. Mark ging näher an den Stein heran und sein Blick fiel auf ein kleines Mädchen mit vielen blonden Locken. Sie sah so ähnlich aus wie Mieke, ein Mädchen das in seinen Kindergarten ging. Mieke war ein bisschen „anders“ als die anderen Kinder in der Gruppe von Mark. Frau Meyer, die Erzieherin aus Marks Gruppe hatte die Kinder am Anfang des Kindergartenjahres gebeten, Mieke ein bisschen zu unterstützen, wenn sie merken würden, dass sie es nicht so gut bzw. schnell kann, wie Mark und die anderen.
    Mark mochte Mieke ganz gern, denn sie war so lieb. Sie klaute einem nie die Autos und lachte ganz viel und wenn Mark ganz viel Hunger hatte, teilte sie mit ihm ihr Frühstück.
    So fragte Mark seinen Papa, ob das Mädchen vielleicht Miekes Schwester sei? Der Papa nahm Marks Hand und erklärte ihm, dass Mieke und dieses Mädchen keine Geschwister sind, aber ganz besondere Kinder seien. Nun wollte Mark das natürlich genauer wissen, was es denn mit diesen „besonderen Kindern“ auf sich habe.
    Sein Papa erklärte ihm, dass Lara und Mieke mit einer „Behinderung“ auf die Welt gekommen sind und eine Behinderung manchmal erst gar nicht auffällt, aber später dazu führen kann, dass diese Kinder nicht so gut laufen können, oder auch nicht so schnell denken, wie er es doch kann. Sie gehören aber deshalb genauso zu uns allen dazu. Papa erklärte Mark dann noch, wie er selbst klein war, wurden die besonderen Kinder oft versteckt. Auch gab es keine Kindergärten, wohin sie gehen durften. Die waren da ganz arm dran. Da war Mark froh, dass Mieke bei ihm in der Gruppe war. Zum Schluss, sie waren beide dann schon fast wieder beim Opa angelangt, wollte Mark noch wissen, warum die Lara jetzt auf dem Friedhof sei, wo sie doch auch bestimmt mit ihm in den Kindergarten hätte gehen können. Der Papa meinte, leider sind die besonderen Kinder oft nicht so stark wie andere Kinder und wären öfter mal krank, so wie Mark letzten Monat auch krank war und Fieber hatte. Da ging es ihm gar nicht gut. Alles tat ihm weh und er musste bittere Medizin schlucken. Wie froh war er, als er wieder gesund war und zu Frau Meyer in die Gruppe durfte. Ja, meinte Papa, manchmal wäre es aber leider so, dass einige der besonderen Kinder lieber ganz fest schlafen gehen und dann haben sie keine Schmerzen mehr. Vielleicht, meinte Papa zum Trost für Mark, der ihn mit großen Augen anschaute, treffen sich diese Kinder alle auf einer Blumenwiese.  Da lachen und laufen sie dann durcheinander. Sie singen und greifen sich an den Händen, tanzen und jauchzen vor Vergnügen, haben keine Schmerzen mehr. Sie schauen dann von oben aus dem Himmel herab und vielleicht ist eines sogar dein Schutzengel.

    Zuhause beim Opa kam ihnen der Duft von frisch gebackenen Kuchen und Kaffe entgegen. Es war noch ein schöner Nachmittag und als die Zeit des Abschieds kam, flüsterte Mark dem Opa noch schnell etwas ins Ohr. Der lachte dann und versprach Mark seine Bitte zu erfüllen.
    Später im Auto fragte die Mama, was Mark den dem Opa geflüstert hätte. Mark sagte ihr, dass sei ein Geheimnis und innerlich freute er sich schon so auf morgen und Mieke und er würde sie ganz fest in den Arm nehmen und ihr sagen, wie toll er sie fände. Zufrieden schlief Mark auf dem Rücksitz ein.
    K.Simon



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